"(...) wenn Väter das Minimum an Care-Arbeit machen, bekommen sie Applaus. (...)
Wenn Mütter das Minimum an Care-Arbeit machen, sind sie schlechte Mütter."
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Dass wir in unserer Gesellschaft noch längst nicht überall gleichberechtigt sind, zeigt uns Alexandra Zykunov anhand von 25 Bullshit-Sätzen, die vermutlich jede Frau schon einmal gehört hat: Mal wird uns unterstellt, wir würden keine Karriere machen wollen, dann heißt es, dass wir uns glücklich schätzen sollten, wenn der Mann zuhause "mithilft". Das eigene Kind müsse man als Mutter doch schrecklich vermissen, wenn man mal ein Wochenende allein weg sei. Und Verantwortung würden Frauen zu Hause angeblich auch nicht abgeben wollen.
Die Autorin nimmt solche Aussagen auseinander und argumentiert dagegen. Sie verbindet dies mit lebensnahen Beispielen, erklärt Zusammenhänge, untermauert ihre Aussagen mit zahlreichen Quellen, Fakten, Studien, Zahlen und Zitaten.
Man spürt ihre Wut in den Zeilen, die sich bei all der Ungerechtigkeit auch schnell auf Lesende überträgt.
Die Umgangssprache und der Sarkasmus bringen Lebendigkeit in all die Informationen, die ich so viel besser aufnehmen konnte.
Das Buch beleuchtet vor allem die Situation von Müttern (auch Alleinerziehenden), die meistens zusätzlich jede Menge Care-Arbeit leisten, es bei der Erwerbsarbeit häufig schwerer haben (wenn sie überhaupt die Möglichkeit haben, arbeiten zu gehen) und sich oft weiteren weniger sichtbaren Herausforderungen stellen müssen (z. B. Mental Load).
Es wird deutlich, wie viel mehr Belastungsfaktoren und Anforderungen auf ihnen lasten und wie viele Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten es dabei zwischen Frauen und Männern noch immer gibt.
Da Alexandra Zykunov sich auf die patriarchalen Strukturen bezieht, kommen Männer in der hiesigen Lektüre nicht besonders gut weg. Natürlich weist sie aber darauf hin, dass es Ausnahmen und unterschiedliche Lebensmodelle gibt.
Beim Lesen habe ich mich dennoch manchmal gefragt, wie lange sich wohl Männer (freiwillig) mit dieser Lektüre beschäftigen würden. Ob es dafür vielleicht weniger an Emotionalität und Sarkasmus und stattdessen noch mehr Ernsthaftigkeit benötigen würde.
Denn die Fakten, Sachinformationen und Zusammenhänge dahinter, können für uns alle sehr lehrreich sein!
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FAZIT: Ich fand das Buch äußerst informativ und lesenswert, einige Zahlen und Fakten erschreckend. Danach hat man noch mehr Respekt vor (v. a. alleinerziehenden) Müttern.
Persönlich mochte ich die lockere, emotionale und sarkastische Bearbeitung der Themen, wodurch ich einen leichteren Zugang zum Inhalt gefunden habe.
Allerdings bin ich mir unsicher, ob dies auch Männer (die hier nicht besonders gut wegkommen) lange im Buch halten wird. Rein inhaltlich würde ich es am liebsten sofort Herrn Merz und seinen Kollegen in die Hände drücken wollen!
4,5/5 für Buch und Hörbuch und ich bin gespannt auf die Fortsetzung!