Der Klappentext hat mich neugierig gemacht und ein Krimi im Wien im Jahr 1893 ist einfach mal etwas anderes. Ich habe mir deswegen das Hörbuch angehört, welches mich gut unterhalten hat.
Der Sprecher Hans Jürgen Stockerl schafft es mühelos, den ambitionierten Hörer Wien mit seinen Eigenheiten, dem Inspektor Leopold von Herzfeldt und einem intelligenten Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof näher zu bringen, nicht zuletzt mit seinem Wiener Dialekt.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und detailliert. An manchen Stellen waren mir das fast zu viele Details. Das hat zwar gut zur Geschichte gepasst, aber bis ins letzte Detail hätte ich den Alamnach des Totengräbers nicht wissen brauchen. Aber gut, das ist Geschmackssache.
Anfangs habe ich etwas gebraucht, um die Story zu kommen, aber nach dem ersten Drittel ging es dann besser.
Der Leichenfund von mehreren Dienstmädchen ruft die Wiener Polizei auf den Plan. Ist ein Serienkiller am Werk? Und warum werden die Opfer gepfählt?
Der frisch nach Wien gezogene, junge Inspektor Leopold von Herzfeldt beginnt zu ermitteln und möchte einige neue Methoden der Kriminialistik ausprobieren. Dieser Part hat mir ausgesprochen gut gefallen. Mit dem Wissen, was heute selbstverständlich ist und was damals möglich war, hat man interessante Hörstunden. Leopold ist schlau, aber mit dem zwischenmenschlichen hapert es etwas, sodass er es immer wieder schafft, bei seinen Kollegen ins Fettnäpfchen zu treten, was ich sehr amüsant fand. Ein weiterer besonderer Charakter ist der Friedhofswärter, der zwar irgendwie schrullig ist, doch unheimlich intelligent und er hat das Herz auch auf dem rechten Fleck. Er liefert der Polizei nicht nur einen Hinweis.
Die Ermittlungen laufen schleppend, die Polizei tappt im Dunkeln und dann verschwinden auch noch Beweismittel. Eine weitere Leiche taucht auf und die detaillierten Beschreibungen der Tatorte sind nichts für schwache Nerven. Es gibt überraschende Wendungen und die Auflösung war für mich schlüssig.
Da der Sprecher Hans Jürgen Stockerl den Wiener Schmäh sehr gut rüberbringt, macht dieses Buch als Hörbuch noch mehr Spaß, denn man meint, man wäre in Wien dabei. Dem Sprecher muss ich ein großes Kompliment machen, denn er war großartig, hat mit Betonungen gesprochen und die Gefühlslagen der Protagonisten gut rübergebracht.
Fazit:
Ein kurzweiliger und spannender Krimi im historischen Wien mit teilweise schrulligen Protagonisten, authentisch erzählt. Von mir gibts eine Hörempfehlung!