Ich habe bisher noch nicht viele Bücher dieser Art gelesen. Das Thema und die Grundstory der Geschichte haben mich sehr neugierig gemacht, meinen Horizont auch in die spirituelle Richtung mal zu erweitern. Die Leseprobe hatte mich ebenfalls überzeugt.
Das Buch ist wunderbar gestaltet innen wie außen und die kurzen Kapitel machen es einem einfach in die Geschichte zu kommen.
Der Leser wird genauso sanft und langsam an das spirituelle Weltbild herangeführt wie Lucy in der Geschichte. Auch ich habe wie Lucy als neutraler Beobachter gestartet, jedoch kann ich nicht nach kurzer Zeit alles so annehmen und abnicken wie sie. Trotzdem war der schöne und hoffnungsvolle Blick auf die Welt, der in dem Buch vermittelt wird und der Glaube, dass das Schicksal sich fügen wird, absoluter Balsam für die Seele. Das Lesen dieses Buches war gleichzeitig beruhigend und entschleunigend.
Es werden bekannte Methoden/Ansichten z. B. aus der Persönlichkeitsentwicklung aufgegriffen. Auch positive Affirmationen, das Beobachten von Gedankenmustern, selbstreflektiertes Handeln und Denken waren mir schon vorher bekannt, haben sich aber wunderbar in die Geschichte eingefügt. Mich hat besonders der teilweise rationale statt emotionale Ansatz überrascht. Es geht oft entweder um lösungsorientiertes Denken oder einfach ums glücklich sein. Die Vielfalt an Themen reicht von der Gleichheit göttlicher Konzepte bis hin zu regionalen Lebensmitteln und deren Einfluss auf uns.
Manche Themen werden tiefer als andere erörtert, somit ist es auch eine Reise, um herauszufinden, mit was man sich tiefer beschäftigen möchte. Jedenfalls möchte dieses Buch nur Gutes in die Welt bringen.
Und obwohl manchmal ein paar Infos etwas verworren erzählt wurden, habe ich auch viel über andere Kulturen gelernt. Die Fiktion ist manchmal auch mit der Realität verschmolzen.
Manchmal wurde es mir aber ein wenig zu viel und zu esoterisch. Da konnte ich schwer folgen. Besonders, als die Formulierungen sehr pathetisch wurden. Die Theorie des Themas klingt sehr leicht, aber die Praxis verlangt viel Übung und Vertrauen ohne Beweise. Einige Konzepte widersprechen meiner rationalen Denkweise und Logik. Es war manchmal etwas zu abstrakt für Anfänger und man muss es aktiv zulassen, dass es lange nachwirken kann. Ich konnte meine Distanz zu dem Thema Inkarnation und besonders zum kollektiven Bewusstsein nur wenig abbauen.
Dazu kommt noch, dass alles mundgerecht vorgekaut wird. Jede Moral und jede Weisheit wird einem ausführlich erklärt und ins Gesicht geschrien. Es wird viel mehr erzählt, als dass es durch die Geschichte gezeigt wird. Der Leser braucht keine Eigenleistung beim Denken und kann kaum etwas selbst entdecken.
Der Erzählstil ist mir am schwersten gefallen. Es gibt zu viele unnötige Aktionen und Details. Sehr viel wird beim Essen besprochen oder nachgedacht... immer und immer wieder. Vieles wir einfach runtergerattert. Es wir kaum etwas ausgelassen. Das Tempo der Geschichte ist oft sehr unpassend: Wichtige Stellen sind sehr schnell abgehandelt und Szenen, die die Geschichte nicht voranbringen, werden sehr ausgeschmückt. Manche Szenen existieren nur, um dem Leser eine Moral zu präsentieren und wirken leider einfach nur eingeklebt. Dazu werden jegliche Konflikte in der Geschichte sehr schnell wieder aufgelöst, sodass kaum Spannung aufkommt. Die treibenden Elemente der Geschichte bestehen aus allbekannten und oft genutzten Elementen der Fantasy.
Manchmal gibt es auch ein paar Fehler in der Erzählzeit (Vergangenheit/Gegenwart), die mich etwas aus dem Fluss geholt haben (z. B. S.37). Der Schreibstil ist dazu sehr einfach und flach.
Die Figuren wirkten auf mich noch ein wenig unausgereift. Die Protagonistin hinterfragt zu wenig, besonders für ihre Hintergrundgeschichte. Lucy ist sehr schnell überzeugt und berührt, obwohl sie dem ganzen am Anfang sehr kritisch gegenüber stand. Das konnte ich nicht nachvollziehen, besonders weil der Übergang sehr schnell ging.
Auch die Liebesgeschichte konnte ich ihr nicht wirklich abkaufen. Die sehr plötzlichen Gefühle kamen aus dem nichts, sie waren auf einmal da. Plump und emotionslos beschrieben. Man hatte nicht viel Substanz, dass es nachvollziehbar wäre.
Der Mentor in der Geschichte ist zwar eine naheliegende Idee, aber leider ist er fast allwissend, was ihn sehr langweilig macht. Er wirkt aalglatt und unfehlbar und weiß viele der Dinge schon, die Lucy und weitere Charaktere versuchen zu ergründen.
In meiner Bewertung muss ich die Message klar von der Umsetzung abgrenzen: Dieses Buch strahlt bis in jede Seite Positivität aus. Auch wenn die handwerkliche Umsetzung nicht meinen Geschmack trifft, war es inhaltlich sehr interessant. Es war eine schöne Erfahrung, Lucy bei ihrer Wandlung über die Schulter zu gucken.