Ich habe schon ein paar Bücher mit dem Thema Autismus-Spektrum-Störung gelesen und finde es immer wieder spannend und vor allem auch hilfreich, um sich besser in diese Personen hineinversetzen und um sensibler auf ihre Schwierigkeiten und Bedürfnisse reagieren zu können.
Wobei ich mal irgendwo den Satz aufgeschnappt habe, dass wenn man einen Autisten kennt, dann kennt man nur einen Autisten. Es gibt verschiedene Ausprägungen dieser Diagnose und wie alle Menschen, sind auch sie selbstverständlich als Individuum zu betrachten!
Meine bisher gelesenen Bücher dazu, waren teilweise von Angehörigen, die von ihren Erfahrungen erzählen oder die Thematik in Romane eingearbeitet haben.
Aber dies war mein erstes Buch, in dem eine Autorin von ihrem eigenen Weg zu und mit ihrer Diagnose erzählt.
Dabei berichtet Veronique vor allem von ihrer Schulzeit, in der sie viel Ausgrenzung und Mobbing erfahren muss und selbst nach einem Schulwechsel erneut zum Außenseiter wird. Sie spürt, dass irgendetwas an ihr anders sein muss, da sie im sozialen Kontakt immer wieder aneckt. Doch niemand scheint den wahren Grund zu erkennen.
Besonders eindrücklich fand ich, wie häufig Veronique in und außerhalb der Schule in Konfliktsituationen gerät, wie schwierig das soziale Miteinander für sie ist und wie oft das zu Mobbing führt. Den Weg bis zur Diagnose beschreibt sie als einen einzigen Kampf.
Das muss unendlich viel Kraft gekostet haben
Erst mit 17 bekommt sie endlich eine Diagnose: Sie hat Asperger Autismus (heute: Autismus-Spektrum-Störung). Endlich hat das Anders in ihr einen Namen!
Und auch wenn es nicht einfach wieder verschwindet, so ist Veronique unglaublich froh, dass sie nun einen Ansatz hat, um an sich selbst zu arbeiten und um ihre Situation zu verbessern.
Hier hat mich Veronique mit ihrem Ehrgeiz & ihrer Zielstrebigkeit beeindruckt. Denn sie sieht ihre Diagnose in erster Linie als eine großartige Chance und als eine Herausforderung, der sie sich stellen möchte. Sie möchte ihre Schwierigkeiten verstehen und selbst etwas dafür tun, um im Alltag besser zurechtzukommen.
Doch einfach ist es trotzdem nicht
Manche Situationen machen einen beim Lesen betroffen und wütend! Vor allem, wenn sich im medizinischen Bereich manch einer gegenüber Veronique unmöglich verhält. Und es festigt meinen Eindruck, dass es nach wie vor so viele besondere Bedürfnisse, Beeinträchtigungen, Behinderungen oder Erkrankungen in unserer Gesellschaft gibt, die immer noch nicht bei allen Leuten angekommen sind! Vor allem im ärztlichen Bereich oder bei Behörden finde ich das zum Teil fatal! Wer mit Menschen arbeitet, sollte sich doch wenigstens & spätestens dann, wenn es notwendig wird, darüber informieren!
Es gibt noch viel zu tun in unserem System
Für mich ist nochmals deutlich geworden, dass Autisten immer wieder Unverständnis, Diskriminierung und Vorurteilen ausgesetzt sein können und, dass Aufklärung, Toleranz & ein einfühlsamer Umgang hier von großer Bedeutung sind!
Für all das hat die Autorin großartige, lebendige Worte gefunden, voller Authentizität, Ehrlichkeit und Gefühl. So, dass ich auch gerne noch sehr viel länger von ihr gelesen hätte
Kein Wunder, dass ich mir zahlreiche tolle Textstellen herausgeschrieben habe. Ein großartiges Buch!
FAZIT: Ein eindrucksvolles, lebendiges Buch über das Aufwachsen und Leben einer jungen Frau mit Asperger-Autismus. Ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen und fand es klasse! Ganz klare Empfehlung und 5/5!