Angeline Boulleys Debütroman Firekeepers Daughter erzählt von der jungen Ojibwe Daunis, die in die Ermittlung eines Drogenrings hineingezogen wird und lernen muss, dass die Wahrheit manchmal mehr schmerzt als Unwissenheit. Als Jugendroman vermarktet, ist das Buch nicht unbedingt und ausschließlich diesem Genre zuzuordnen und wird auch Leser ansprechen, die eher weniger Jugendliteratur lesen.
Boulley ist Mitglied des Sault Ste. Marie Stammes der Chippewa Indians und schreibt in ihrem Roman über ihre Ojibwe community in Michigan. Gekonnt bringt sie ihren Lesern ihre Kultur und Erfahrungen näher, alles durch die Augen und Erlebnisse von Daunis, einer starken, selbstbewussten jungen Frau, die gerade die Schule beendet hat und kurz vor dem Unistart steht. Daunis erscheint manchmal etwas emotionslos, doch lässt sich dies durch von ihr erlebte Schicksale erklären und untermauert ihre Haltung, keine Schwäche zeigen zu wollen. Ihre Zugehörigkeit zum Ojibwe Tribe zeigt sich nicht nur durch ihre Einstellung sondern auch durch ihre Taten und Rituale.
Ebenso wird die wichtige Rolle der Elders in der community hervorgehoben. Daunis besucht regelmäßig das Seniorenzentrum und hier verkehrende Charaktere werden nicht nur als Randfiguren erwähnt, sondern tragen ihren bedeutenden Teil zu Daunis Leben und Geschichte bei. Auch die Familie spielt eine wichtige Rolle im Roman und Daunis komplexe Beziehung zu verschiedenen Familienmitgliedern wird gekonnt beschrieben. Mit dem neuen Schüler Jamie, der im Eishockeyteam ihres Bruders Levi gleich Anschluss findet, versteht sich Daunis auf Anhieb, doch hinter Jamie scheint mehr zu stecken als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Jamie bleibt teilweise ein nicht ganz zu fassender Charakter, dessen Intentionen in der Schwebe bleiben und der am Ende doch etwas seicht bleibt. Wo der Roman sich anfangs und im Mittelteil teilweise viel Zeit lässt, geht es am Ende Schlag auf Schlag und Zeit für Reflektion bleibt wenig - im Gegensatz zum bedachten Anfang daher ein wenig schade, doch auf Grund der Länge des Romans - der sich für mich trotzdem flüssig las - dann doch verständlich.
Es bietet sich an, den Glossar am Ende des Buches früh zu lesen, um sich mehr mit der Kultur der Ojibwe vertraut zu machen. Viele Begriffe der Kultur werden im Buch verwendet, mit denen ich jedoch schnell vertraut wurde. Auch das Nachwort der Autorin kontextualisiert den Roman noch einmal, sollte auf Grund eventueller Spoiler jedoch erst nach der Lektüre gelesen werden. Soweit ich es beurteilen kann, scheint sie ein ehrliches und realistisches Bild des Lebens als Ojibwe gezeichnet zu haben in einem Roman, der sexuelle Gewalt, Drogenmissbrauch und -konsum darstellt und somit keine leichte Kost ist.
Eine Verfilmung des Romans als Miniserie ist schon geplant und ich werde weitere Werke der Autorin definitiv verfolgen.