die moralische Analytik, die Jouhandeau in seinen Geschichten durchführte, ist ungetrübt von seinem eigenen Versagen. Der vorliegende, hervorragend kommentierte Band könnte insofern den erneuten Anstoß dazu geben, eine ganze Region des Erzählens wiederzuentdecken.
Jürgen Kaube, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
In pornografischen Bu chern, Filmen und Utensilien u berall auf der Welt, schreibt Susan Sontag in einem hellsichtigen Essay, sei die SS zum Inbegriff sexuellen Abenteurertums geworden. Und sie stellt sich die Frage, wieso Nazideutschland erotisch aufgeladen werden konnte, obwohl es die Sexualita t unterdru ckte: «Wie konnte ein Regime, das Homosexuelle verfolgte, zum Stimulans fu r Schwule werden?» Antwort auf diese Frage gibt das von Oliver Lubrich aus dem Franzo sischen u bersetzte und kenntnisreich kommentierte Buch «Die geheime Reise» von Marcel Jouhandeau.
Hans Christoph Buch, NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
Mit verschlüsselter Autorschaft und in 110 erlesen gestalteten Exemplaren erschien 1949 ein schmaler Roman von Marcel Jouhandeau, der jetzt erstmals auf Deutsch zu lesen ist. [ ] Er handelt von einem männlichen Ich, das verheiratet auf einer Studienfahrt mit seinem homosexuellen Begehren nach dem jüngeren Reiseleiter X hadert, in einem andauernden Hin und Her zwischen Offenbarung und Verdeckung, Liebe und Hass, Annäherung und Entfernung.
Erhardt Schütz, DIE LITERARISCHE WELT