In ihrem neuen Roman erzählt Heidi Furre von Liv, die mitten im Leben steht und durch eine zufällige Begegnung wieder mit ihrer Vergewaltigung vor über zehn Jahren konfrontiert wird. Aus der Ich-Perspektive erzählt, funktioniert Macht wie ein assoziatives Tagebuch: Ihre Protagonistin setzt sich erst ganz langsam, dann aber immer drastischer mit sich und dem Erlebten auseinander, bis sie schließlich genug Wut verspürt, um selbst aktiv zu werden. Dabei beschreibt Furre sehr eindrücklich den emotionalen Stress und die schmerzlichen Gefühle ihrer Hauptfigur. Und sie zieht immer wieder Parallelen zu der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die heute vor allem für ihre lustig bunten Nana-Frauenfiguren bekannt ist, sich jedoch lange mit dem sexuellen Missbrauch durch ihren Vater auseinandergesetzt hat etwa mit ihren Schießbildern, die deutlich die Gewalttätigkeit ihrer Familienverhältnisse spiegeln. So ist Macht ein eindrücklicher, ausdrucksstarker Roman, der sich mit Machtgefälle, Traumata und sexueller Gewalt auseinandersetzt, ohne dabei Hoffnung, Kraft und Trost zu vergessen.