Mit 'Was wir verbergen' setzt Arttu Tuominen seine außergewöhnliche Krimireihe um eine finnische Ermittlergruppe fort. In dieser auf 6 Bände ausgelegten Serie steht jeweils ein anderer Ermittler im Mittelpunkt, diesmal ist es Polizeioberkommissar Henrik Oksman, der als Person in den Fokus rückt.
Als in der Hafenstadt Pori auf einen besonders bei queeren Partybesuchern beliebten Nachtclub ein Bombenanschlag verübt wird, bei dem 5 Menschen ums Leben kommen und viele verletzt werden, übernimmt Henrik Oksman mit einem mulmigen Gefühl die Ermittlungen. Am Abend des Anschlags war er selbst Besucher des Nachtklubs, ein Geheimnis, dass er um jeden Preis wahren möchte.
Kurz nach dem Anschlag wird im Internet ein Bekennervideo veröffentlich, indem ein Mann, der sich selbst der Gesandte nennt, seinen Hass gegen Homosexuelle und die gleichgeschlechtliche Ehe propagiert. Er spricht im Namen Gottes, droht mir dessen Zorn und fordert die Menschen auf, ihn in seinem Feldzug gegen sexuelle Minderheiten zu unterstützen. Das Video verbreitet sich rasant in den sozialen Medien und findet nicht zuletzt in der rechten Szene Unterstützer.
Auch dieser Band überzeugt wieder durch seine psychologische Tiefe und die fein gezeichneten Charaktere. Henrik Oksman versucht in seinem Job eine Katastrophe durch einen weiteren Anschlag zu verhindern, während privat sein Leben kurz vor dem Kollaps steht. Es darf auf keinen Fall ans Licht kommen, dass er der Mann ist, der in Frauenkleidern den Nachtklub kurz vor dem Anschlag verlässt und den die Polizei als wichtigen Zeugen sucht. In kleinen Szenen wird deutlich, wie sehr seine Erziehung ihn geprägt hat und wie tief die Scham sitzt, die ihn hindert, sich zu seinen Gefühlen zu bekennen. Interessant sind hier die subtilen Parallelen zwischen Oksman und dem Täter.
Der Krimi ist düster und zugleich beklemmend aktuell. Der Autor bezieht eine klare Stellung und verurteilt den Hass gegen Fremde und die queere Community, die geschürt durch die sozialen Medien und deren Druck schnell in Gewalt und Attentate ausufern kann.
Mir gefällt auch in diesem Band wieder die Mischung aus inneren und äußeren Konflikten, die die Geschichte lebendig und authentisch wirken lassen, die persönliche Verstrickung der Ermittler in die Ereignisse trägt zusätzlich zu der Spannung bei. Und auch wenn 'Was wir verbergen' nicht ganz die Komplexität seines Vorgängers erreicht, werde ich die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und kann sie Fans von skandinavischer Spannungsliteratur sehr empfehlen.