Der Prolog kann mich sofort in seinen Bann schlagen. Er ist atmosphärisch, packend und verfügt über ein unheimliches Setting. Genauso starte ich gerne in ein neues Buch und so schnellen meine Erwartungen sofort in die Höhe. Doch Moment mal! War da nicht eben ein Logikfehler? Wird da etwa etwas beschrieben, was physikalisch nicht möglich ist? Ich bin verunsichert, gleichzeitig aber hoch motiviert, immerhin passt der Rest und ich bin sehr neugierig, was mich weiter erwarten wird.
Doch meine Euphorie kühlt so schnell ab, so wie unermüdlich der Schnee in diesem Buch fällt. Sarah Pearse führt neue Figuren ein, der Prolog gerät in Vergessenheit. Stattdessen wird mir eine ehemalige Ermittlerin präsentiert, die sich nicht entscheiden kann, ob sie mutig oder verängstigt sein soll. Elin ist keine überzeugende Figur und schnell werde ich ihrer überdrüssig. Sie hat psychische Probleme, manches scheint aus der Kindheit zu stammen, anderes aus der jüngeren Vergangenheit. Elins Päckchen ist groß und es schränkt sie schrecklich ein. Ihr Freund Will ist mir am Anfang sympathisch, scheint er sich doch gut um Elin zu kümmern. Dann wandelt sich das Blatt, seine nervige, zickige Art wird anstrengend. Erst wettert er gegen Elins Bemühungen zu ermitteln, dann will er plötzlich ihr Sidekick sein.
Generell werden Details zu den Hauptfiguren nur Bröckchen für Bröckchen an mich transportiert. Die Charaktere entwickeln sich einfach nicht weiter, es wirkt vieles schrecklich konstruiert.
Die Handlung dümpelt vor sich hin und ist recht zäh. Hinzukommt, dass ich mir einfach die Beschreibungen der Schauplätze nicht bildlich vorstellen kann. Manche Sätze wirken seltsam konstruiert, von Rechtschreibfehlern mal ganz zu schweigen. Mir geht die Freude an dem Buch verloren.
Sarah Pearse deutet wahnsinnig viel an und redet dann nur um den heißen Brei. Das raubt der Geschichte die Spannung und die Dynamik. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Nebenhandlungsstränge wesentlich packender und unterhaltsamer finde. Leider sind sie im Das Sanatorium nur spärlich gesät und reichen nicht aus, um mich aus meinem Lesetief zu holen.
Immerhin, der personale Erzähler führt solide durch die einzelnen Handlungsfäden und sorgt dafür, dass ich verschiedene Personen begleiten darf. Manche sind nur Randfiguren, anderen schaue ich häufiger über die Schulter. Über allem schwebt die Wolke von unausgesprochenen Wahrheiten und ich verliere irgendwann den Überblick. Generell habe ich öfter den Eindruck, dass sich Frau Pearse verzettelt hat, manches ergibt einfach keinen Sinn. Somit ist nicht alles logisch, was mich zunehmend stört.
Generell liegt der Fokus für meinen Geschmack einfach zu viel auf dem persönlichen Drama von Elin. Dadurch kommt die Geschichte mit den spannenden Aspekten, nämlich die düstere Vergangenheit des Sanatoriums, sowie die brutalen Morde einfach zu kurz. Im letzten Drittel des Buches gibt dann Sarah Pearce plötzlich Gas und doch reißt es mich einfach nicht mehr mit. Ich erschließe mir den Täter selbst, sein Motiv kann ich nicht erraten. Ja, es ist überraschend, überzeugt mich aber leider auch nur mäßig. Für mich leider ein Flop und Band 2 wird definitiv nicht bei mir einziehen dürfen.
Fazit:
Ein toller Plot, der leider an der Umsetzung verhungert ist. Bei mir konnte sich leider kein Gruselgefühl einstellen und alles, was mich interessiert hätte, wurde leider nur minimal angekratzt. Das Sanatorium kann man lesen, es ist aber auch nicht schlimm, wenn nicht.