Sandover Prep - Der Außenseiter

Die Sandover Prep ist eine Privatschule für Jungen, die man an anderen Schulen nicht mehr haben wollte, weil sie etwas problematisch sind. RJ ist neu an der Schule und hat eigentlich nicht vor, lange zu bleiben, normalerweise vertraut er niemandem und baut auch keine Beziehungen auf, außerdem ist er ein kleiner Hacker ohne jeglichen Respekt für die Privatsphäre anderer Leute. Aber als er Sloane kennenlernt, hat er zum ersten Mal einen Grund, um vielleicht doch zu bleiben und findet unerwartet eine Heimat, nach der er nie gesucht hat. Sloane weiß, dass sie einen schlechten Männergeschmack hat und RJ ist definitiv nicht der erste Schüler der Sandover Prep, an dem sie Interesse hatte - tatsächlich lässt ihr neuster Ex-Freund sie immer noch nicht in Ruhe, aber diesmal ist endgültig Schluss. Aktuell will sie sich auf ihre Noten konzentrieren, ihre Schwester Casey vor den üblen Gerüchten beschützen und sich von Ärger fernhalten. Alle jungen Erwachsenen haben ihre Probleme und sind rebellisch, leider fand ich keinen von ihnen besonders sympathisch, aber ihre Dramen um Geld, Kämpfe, Gerüchte und Liebe sind schon ganz unterhaltsam. Die männlichen Nebencharaktere, die in den Fortsetzungen vermutlich die Hauptrollen übernehmen, haben auch ihre eigenen Perspektiven und dadurch zieht sich die Geschichte noch ein wenig in die Länge. RJs neuer Stiefbruder Fenn kümmert sich gern um Casey, ist aber auch ein schlechter Einfluss, den man lieber von dem sensiblen Mädchen fernhalten möchte. Lawson Gedanken, die sich um Sex und Drogen drehen, sind mit der Zeit anstrengend und insgesamt sehr eintönig, und Silas bleibt ein eher blasser Charakter, obwohl er immer in der Nähe ist. Das Ganze lenkt schon etwas von Sloane und RJ ab, bei denen eigentlich gar nicht so viel los ist, abgesehen von ein paar Geheimnissen zwischen ihnen. Trotz jeder Menge Drama hat mich aber keiner der Handlungsstränge wirklich packen können und die Charaktere waren sowieso nicht mein Fall.

Sloane und Casey sind die Töchter des Direktors der Sandover Prep, einer Highschool für schwer erziehbare bzw. kriminelle Söhne reicher Eltern. Nach einem Vorfall mit Casey, der fast deren Tod zur Folge hatte, sind die beiden Mädels an eine andere Schule gewechselt. Sloane will sich ab sofort nur auf die Schule konzentrieren, um ein Stipendium zu ergattern. Doch dann taucht plötzlich RJ auf und sie kann sich seiner Anziehungskraft nicht entziehen. Sloane wirkt am Empfang etwas distanziert und zum Teil etwas unterkühlt, aber je mehr man über sie erfährt, umso mehr kann man sie und ihr Verhalten nachvollziehen. Als sie dann öfter mit RJ zusammen ist, taut sie nach und nach auf und wurde mir immer sympathischer. Sie hat es auch nicht leicht, denn nach dem Tod der Mutter ist sie in eine Art Ersatzmutterrolle für Casey geschlüpft bzw. wurde dort hineingeschubst. Sloane erkennt aber, wo ihre Probleme liegen und sie geht diese aktiv an. Ich mochte sie sehr und fand sie in ihrer Art total authentisch. RJ fand ich richtig toll. Nachdem seine Mutter mal wieder einen Neuen hat, hat RJ nun einen Stiefbruder, mit dem er an die Sandover Prep geht. Er ist nicht wirklich begeistert davon, gibt dem Ganzen aber eine Chance. Als er dann Sloane kennenlernt, gibt er sich der Dynamik dort hin. Es macht wirklich Spaß, RJ dabei zu beobachten, wie er sich im Laufe der Geschichte entwickelt. Das fand ich super gelungen. Ganz besonders hat mir aber seine trockene Art bzw. sein Humor und seine Schlagfertigkeit gefallen. Ich musste so einige Male schmunzeln. RJ ist super sympathisch und ich habe mit ihm mitgefiebert. Alle anderen Figuren fand ich auch klasse. Fenn wirkt anfänglich wie der typische reiche Sohn, doch schnell hat er gezeigt, dass er vielschichtiger ist. Lawson ist sehr speziell, aber dafür muss es einen Grund geben, der so auch angedeutet werden. Trotzdem ist er mir irgendwie sympathisch gewesen. Bei Silas dachte ich erst, er ist der vernünftige Typ, der auf alle aufpasst, aber stille Wasser sind tief. Casey fand ich einfach nur niedlich und völlig unterschätzt. Sie wurde ein wenig wie ein kleines Mädchen behandelt, das beschützt werden muss, aber sie hat soviel Stärke und Potenzial und sie bringt auch die Kraft auf, das zu zeigen. Wunderbar. Und mit Duke konnte ich nicht so viel anfangen. Er ist Sloanes Ex und einfach nur unsympathisch. Tja und dann gibt es noch Sloanes und Caseys Dad. Mit dem habe ich mich auch über weite Teile schwer getan, doch konnte er am Ende das Ruder noch rumreißen. Manchmal braucht man eben jemanden, der einen aufrüttelt. Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Es wurde eine ansteigende Spannungskurve mit vielen kleineren und größeren Konflikten und überraschenden Wendungen entwickelt. Für mich war es spannend bis zur letzten Seite und ich werde definitiv auch die nächsten Bände lesen. Ich muss unbedingt wissen, wer Casey in diese Notlage gebracht hat. So wie es endet, kann ich es mir nicht wirklich vorstellen oder vielmehr möchte ich es nicht. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Sloane und RJ war niedlich und authentisch. Die gewählten Themen fand ich interessant und gut bearbeitet. Und das Ende war ein Cliffhanger, der wieder neue Spannung in Caseys ungeklärten Unfall bringt. Das war mein erstes Buch von Elle Kennedy und ihr Schreibstil hat mich voll überzeugt. Alles liest sich sehr angenehm und flüssig. Die Dialoge sind authentisch, unterhaltsam und frisch. Zum Teil ist der Ausdruck etwas roh, aber ich finde es passt zu den Figuren und zu dieser Geschichte. Die Beschreibungen der Settings und atmosphärischen Beschreibungen haben mich in diese Geschichte eintauchen lassen und ich konnte mir alles wunderbar vorstellen. Auch die spicy Szenen fand ich sehr gelungen und recht gut dosiert. Die Darstellung der emotionalen Ebene hat mich voll abgeholt. Ich konnte mich in die Figuren hineinversetzen und ich habe mit ihnen mitgelitten und mitgefiebert. Von mir erhält dieses Buch eine ganz klare Kaufempfehlung (5/5 Sterne), weil die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist, weil ich die Figuren wirklich besonders finde und weil mir das Settings gefallen hat. Der Schreibstil macht einfach Spaß und ist sehr lebendig. Kritikpunkte habe ich keine. Vielen Dank an Elle Kennedy, Silvia Gleißner und den LYX-Verlag für diese Geschichte.