INHALT:
Der Londoner Künstler Mr. Lloyd reist 1979 auf eine kleine irische Insel, um sich dort den Sommer über in aller Ruhe der Malerei zu widmen.
Die Skepsis der Insulaner ist groß, zumal der Fremde sich Motiven widmet, die den Einwohnern gar nicht behagen.
Der 15-jährige James findet jedoch Gefallen an dem Maler und seiner Arbeit, hat ein gutes Auge für Details und träumt davon, selbst Künstler zu werden, um dem kargen Leben auf der Insel zu entfliehen.
Gleichzeitig versucht der französische Linguist Mr. Masson vor Ort, die irische Sprache zu erforschen, um sie vor dem Aussterben zu retten. Ein Vorhaben, von dem nicht jeder überzeugt zu sein scheint.
Eigentlich möchte jeder die Insel für sich haben - vor allem ihre Bewohner wollen überwiegend wieder ihre Ruhe.
Werden sie es schaffen, sich nicht gegenseitig auf die Füße zu treten?
"Ich brauche Stille, sagte Lloyd. Deshalb bin ich hier."
"Und ich brauche Gespräche."
"Führen Sie die Gespräche woanders."
"Hier und nirgendwo anders ist mein Arbeitsplatz, Mr. Lloyd."
----
MEINUNG:
Bücher über Kunst und Kunstschaffende reizen mich immer wieder aufs Neue. Dazu noch atmosphärische Naturbeschreibungen der Landschaft, die das raue Leben auf einer Insel am Meer aufzeigen - das war eine tolle Mischung und für mich genau die richtige Lektüre!
Häufig werden die Bilder, die Mr. Lloyd und der junge James zeichnen und malen, genauer beschrieben. Aber auch die Umgebung mit all ihren Farben, Lichtern und Schatten und wie sie diese durch ihre Augen wahrnehmen.
Und der Künstler aus London hat für fast jede Szene gedanklich einen passenden Bildtitel parat.
Beim Lesen riecht man die Farbe, hört die Kohle über das Papier ziehen, man spürt den Wind, der einem um die Nase weht, das kalte, salzige Wasser auf der Haut und man sieht das stürmische Meer direkt vor sich.
Neben den atmosphärischen Beschreibungen fand ich die Sprache insgesamt recht angenehm, stellenweise fast ein wenig poetisch.
Das Buch kommt trotz vieler Dialoge ohne Anführungszeichen aus. Damit muss man zurechtkommen. Dies ist mir die meiste Zeit auch gelungen.
Insgesamt würde ich das Buch gefühlsmäßig als sehr melancholisch beschreiben, was ich immer wieder gerne mag.
Die Beziehungen untereinander sind ein weiteres großes Themenfeld, welches mir sehr gut gefallen hat.
Dabei rückt das Verhältnis zwischen dem Künstler Mr. Lloyd und dem jungen Insulaner James mit in den Fokus. Deren Entwicklung habe ich besonders interessiert verfolgt. Mit James habe ich später sehr mitgefühlt, während ich andere Figuren am liebsten auf den Mond katapultiert hätte.
Darüber hinaus fand ich die Frage spannend, wie man mit dem Wandel einer alten Sprache umgehen sollte. Kann und sollte man hier eine Veränderung wirklich verhindern? Macht das Sinn?
Abwechselnd mit der Hauptgeschichte wurden zudem einzelne tödliche Terroranschläge der IRA eingestreut, die zu dieser Zeit stattfanden. Das Anschneiden des Nordirlandkonflikts wirkte auf mich zwar etwas abgehackt, dafür drückte dies durch die sachliche Berichterstattung weniger auf das Gemüt. Ich hätte die Thematik jedoch nicht unbedingt benötigt, sie wirkte hier etwas lieblos in die Geschichte eingebunden. Dies bleibt mein einziger Kritikpunkt.
----
FAZIT:
Ein melancholisches Buch, welches mich vor allem durch die Kunst-Thematik, die atmosphärischen Beschreibungen der Natur und Landschaft der Insel am Meer und durch den Fokus auf den Beziehungen der Figuren, überzeugen konnte.
Wer sich für besagte Punkte interessiert, sollte sich die Lektüre genauer anschauen! 4-4,5/5!
(C. N.: Häusliche Gewalt, Töten & Zerlegen von Tieren)