Cover & Klappentext
Das Cover hat mich sofort angesprochen. Mir gefällt es sehr gut, weil es einfach ein Blickfang ist. Der Klappentext macht neugierig auf mehr. Hier insbesondere, weil es auf eine Story hinweist, die sich vom Mainstream abhebt.
Meinung
Normalerweise vergleiche ich ein gutes Buch mit einem Musikstück oder einem Gemälde. Es kommt darauf an, was dominiert. Musik wird mehr durch einen sehr geschmeidigen Schreibstil verursacht. Gemälde eher durch Farben. Natürlich schließt das eine das andere nicht aus. Hier war es komplett anders.
Die Geschichte dreht sich in erster Linie um Nyx und James, die den Großteil ihrer Kindheit zusammen verbrachten. Sie sind sich in einigen Punkten recht ähnlich, in anderen unterscheiden sie sich maßgeblich, und doch vereint sie etwas: Sie sind Nachtboten. Gejagt von den Agenten des Ordens des Ersten Tages, halten sie sich bedeckt, bis das Chaos über London hereinbricht und sie versuchen müssen, die drohende Apokalypse zu verhindern.
In dieser Geschichte sind die Sichtweisen von Nyx und James vorherrschend, sodass man einen tieferen Einblick in ihr Wesen erhält. Das ist auch gut so, da sie eher zurückhaltend wirken. Sie sind leise, vorsichtig, kontrolliert in ihrer Art und ihren Handlungen. So haben sie es gelernt. Erst zum Ende hin bekommt ein weiterer Charakter eine eigene Sicht.
Der Plot ist anders, als ich ihn mir vorgestellt hätte. Genau genommen war ich positiv überrascht. Mit einer Liebe fürs Detail schafft es die Autorin, eine eigene Welt zu erschaffen und ihren Protagonisten Leben einzuhauchen. Zwar verliert sie sich hin und wieder mal darin, findet aber immer wieder zum roten Faden zurück. Der Plot ist gut durchdacht und wartet mit der einen oder anderen überraschenden Wendung auf. Das Word-Building passt zur Story.
Insgesamt ist Nightowls sehr gut geschrieben. Allerdings muss man sich darauf einlassen und tief eintauchen. Das erfordert hier ein wenig Mithilfe vom Leser selbst, die Geschichte zwingt sich einem nicht auf. Ist man aber erst einmal drin, dann sind sie da: diese Töne, die für mich in der Story dominieren. Es ist keine zusammenhängende Melodie und es gibt nur wenige Farben. Als das Chaos ausbricht, ist es wie ein lautes Tosen. Um es zu übertönen und sich hier zu behaupten, müssen Nyx und James über sich hinauswachsen und ihre Kontrolle aufgeben. Eine Kontrolle, die ihnen sozusagen eingebläut wurde.
So vorsichtig, wie James und Nyx überwiegend erscheinen, so sind auch die Emotionen, die sie hervorrufen. Ein wenig zart, ein wenig scheu, aber doch vorhanden. Sie bilden für mich die hellen, leisen Töne, wie ein Windspiel. Und obwohl es ein Widerspruch scheint, dass laut und leise nebeneinander existieren können, so ist es hier gelungen. Das ist der Kern der Story. Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß, nicht nur Ordnung oder Chaos, nicht nur Tag und Nacht. Das eine bedingt das andere, inklusive aller Abstufungen.
Ein weiterer Punkt, der sich immer mehr in Büchern wiederfindet, ist das Thema Toleranz, was auch hier angesprochen wird. Meines Erachtens nach kann es nicht oft genug betont werden, wie wichtig es ist in der Hoffnung, dass auch der Letzte irgendwann umdenkt.
Fazit
Eine besondere Story, die nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt und einige Emotionen bereithält. Während die Spannung einen zeitweise geradezu überrollt, verknüpft mit der gut dargestellten Angst der Protagonisten, sind die positiven Gefühle eher zurückhaltend, aber am Wachsen.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Empfehlung.