Das Cover passt zu diesem historischen Roman. Es zeigt Schloss Christiansborg in Kopenhagen, wo einer von zwei Erzählsträngen spielt. Die Hauptfiguren Jon Sievertsen, Uhrmacher aus Island und Christian VII, König im Dänemark des 18. Jahrhunderts, entwickeln während unregelmäßiger Treffen im Lager dieses Schlosses mit einer einstmals berühmten astronomischen, sehr defekten Uhr aus dem Jahr 1592 des berühmten Schweizer Uhrmachermeisters Isaak Habrecht eine gewisse Vertrautheit. Diese zwei Männer in ihrer großen gesellschaftlichen Unterschiedlichkeit sind verbunden durch die folgenreiche Rechtsprechung von König Friedrich IV., Vater von Christian VII., Anhänger des Puritanismus und Verhänger härtester Strafen gegen Unzucht und Inzest auch in Island, damals zu Dänemark gehörend. Während auf einer Erzählebene der Uhrmacher Jon vom traurigen, tragischen Schicksal seiner Eltern und dem dortigen Leben in Island berichtet, erkennt der an Schizophrenie oder Ähnlichem leidende König im Dialog mit Jon Parallelen zu seiner Familiengeschichte in Bezug auf Vaterschaftsanerkennung und außerehelichem Beischlaf. Die Reparatur der komplizierten Uhr bildet eine Art Rahmenhandlung z. B. mit der Suche nach verkauften Teilen der Uhr und vermittelt schließlich einen besonderen Zauber. Die Fakten über Stóridómur, einer Reihe von Gesetzen, die vom isländischen Parlament Alþingi im Sommer 1564 nach der Einführung des Luthertums in Island verabschiedet wurden und die wichtige Rolle des Bezirksamtmanns als Vollstrecker königlicher Urteile sind gut beschrieben. Die historischen Figuren von König Christian VI., seinem Vater Friedrich IV., des Schweizer Uhrmachermeisters Isaak Habrecht und des Arztes Johann Friedrich Struensee sind geschickt und spannend verflochten mit dem isländischen Krimi über zwei unschuldig Verurteilte. Der Schreibstil und auch die Wortwahl sind im Großen und Ganzen der Epoche im 18. Jahrhundert angepasst. Die Beschreibung des charakterlichen Wandels von königlicher Arroganz zu freundschaftlicherem Verhalten gegenüber dem Uhrmacher gefällt.
Ein interessantes, spannendes Lesevergnügen.