Cover & Klappentext
Das Cover wurde passend zu den vorherigen Teilen gestaltet, ist aber von der Farbgebung düsterer. Das entspricht auch dem Inhalt, weshalb es trotz oder auch wegen seiner Schlichtheit überzeugt.
Der Klappentext war für mich auch hier eher weniger von Bedeutung, denn die Autorin hatte mich schon mit dem ersten Teil von dieser Story überzeugt. Natürlich wollte ich wissen, wie es weitergeht.
Dennoch macht der Klappentext neugierig auf mehr.
Meinung
Ich habe mich auf das Finale gefreut und es gleichzeitig gefürchtet. Zum einen will man unbedingt erfahren, welche Verwicklungen es geben wird und ob ein gefälliges Ende möglich ist. Zum anderen muss man Abschied nehmen, was mir bei dieser Geschichte wirklich schwergefallen ist.
Zahru ist Mestrah und alleinige Herrscherin von Orkena. Kaum, dass sie aufgestiegen ist, bedroht Wyrim, ein langjähriger Feind, das Land. Gerade in dieser konfliktreichen Zeit ist Orkena auf seine Verbündeten angewiesen, die sich aber weigern, Zahru beizustehen, wegen eines Gerüchtes, was sie als Mestrah in Misskredit bringt. Dennoch setzt Zahru weiterhin auf Diplomatie, versucht mit Zugeständnissen und Gesprächsbereitschaft Frieden zu signalisieren, doch Wyrim bleibt hartnäckig.
Langsam beginnt Zahru sich zu fragen, ob Kasta mit seiner Null-Toleranz-Einstellung nicht doch recht hatte. Wie kann Frieden die Lösung sein, wenn zudem ihre Magie sie zu drastischen Schritten verleiten will?
Aus der Sicht von Zahru, bis auf den ersten Epilog, wird man durch das Geschehen geführt. Dabei hatte ich befürchtet, Schwierigkeiten bei dem Einstieg zu haben, weil die Geschichte recht vielschichtig ist, doch das hielt sich in Grenzen. Nicht zuletzt, weil die Autorin mit geschickt eingewobenen Formulierungen die fehlenden Erinnerungen aus der Versenkung geholt hat.
Zahru hat sich drastisch verändert. Das wird besonders deutlich, wenn man sich den ersten Teil ins Gedächtnis ruft. Aus der bescheidenen Flüsterin, die als Opfer herhalten musste, ist die von den Göttern gesegnete Mestrah geworden. Doch ihre damit einhergehende Magie der Beeinflussung ist nicht nur furchterregend, sie birgt auch Risiken. Denn diese Macht funktioniert nur mit einem Gegengewicht.
Und obwohl ihr Rat nur aus Personen besteht, denen sie vertrauen kann, so ist genau dies ihr Problem. Kann sie das tatsächlich? Es geht zwar nicht so weit, dass sie paranoide Züge annimmt, aber viel fehlt nicht mehr. Dazu kommen ihre Gefühle für Kasta, der seit seiner Veränderung, die in Band zwei stattgefunden hat und an der Zahru nicht unschuldig war, noch anziehender auf sie wirkt. Was natürlich nur mit dem Göttermal zu tun hat, oder? Und mit dem sich anbahnenden Krieg wird der Druck einfach zu viel.
Obwohl ich in Band zwei das Gefühl hatte, mich immer weiter von Zahru zu entfernen, kam ich ihr im letzten Teil wieder näher. Ihr Misstrauen, die Intrigen, die Verantwortung, der Verrat Ihre Zerrissenheit wurde toll dargestellt. Ja, man weiß, das kann unmöglich der richtige Weg sein, selbst so zu handeln, aber man bekommt den Eindruck, dass das Spiel im Palast und unter Herrschern so funktioniert. Und damit distanziert sich Zahru immer mehr von ihren Werten. Die Frage ist nun, ob sie den passenden Mittelweg findet.
Der Fokus liegt auch hier ganz klar auf Zahru, deren Entwicklung phänomenal ist. Aber auch ihre Freunde sind immer mindestens eine Seite entfernt. Auch sie haben sich verändert und sind keineswegs untergegangen.
Die vormals angekündigte Dreiecksgeschichte, die nie wirklich zum Tragen kam, hat sich in eine völlig andere Richtung entwickelt. Obwohl Jet mal ein großer Sympathieträger war, ist davon in meinen Augen nicht viel übrig geblieben. Ich persönlich stand ihm während des dritten Teils nur skeptisch gegenüber. Er schwächelt auch, im Gegensatz zu den anderen, was seine Präsenz betrifft. Doch das lässt sich verschmerzen, denn Kasta nimmt dafür einiges an Raum ein. Das Rätsel, was seine Gesinnung angeht, wird wohl nie ganz geklärt werden. Aber genau das macht seinen Charakter so interessant, zumindest in einem Buch, ganz weit entfernt, nicht im persönlichen Umfeld, rein fiktiv.
Der Schreibstil wird wie in den anderen Bänden zuvor von Schachtelsätzen dominiert, die manchmal nicht ganz aufgehen. Aber es gibt auch Abschnitte, die richtig geschmeidig sind, weswegen ich davon ausgehe, dass definitiv noch Potenzial nach oben ist. Nur diesmal wird das Tempo deutlich angezogen. Während in den ersten Teilen eine ausgewogene Mischung zwischen rasanten und etwas gemächlicheren Abschnitten vorherrscht, hatte ich hier den Eindruck, dass sich die Worte vor Geschwindigkeit überschlugen. Selbst die weniger rasanten Szenen waren immer noch schnell. Und obwohl sich dadurch einige Stolpersteine ergaben, wurde ich mitgezogen. Denn nach wie vor ist diese Geschichte ein wahres Abenteuer.
Fazit
Mit dem Finale entscheidet sich, ob eine Geschichte im Ganzen als gelungen oder ausbaufähig erachtet wird. Es steckt viel Erwartungsdruck dahinter.
Insgesamt ist der dritte Band ein würdiger Abschluss. Er brilliert durch fantastische Protagonisten, warnt vor Rachsucht und Macht, die korrumpiert, und setzt auf Vertrauen; darauf, nicht immer alles im Griff zu haben und loszulassen.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung.