Wie der Titel vermuten lässt, erwartet den Leser eine ruhige Geschichte. Erfüllt von leiser Melancholie und einer Traurigkeit, die berührt und mitfühlen lässt ohne zu belasten. Denn die Figuren in diesem Roman tragen bzw. akzeptieren ihr Schicksal und ihr Anderssein mit einer Würde, die verblüfft und Bewunderung abnötigt.
Akiko und Kento sind introvertierte Menschen, Außenseiter, jeder auf seine Weise. Akiko ist eher schüchtern und zurückgenommen, überaus pflichtbewusst und hat sich in ihrem Leben eingerichtet, die sie umgebende Einsamkeit akzeptiert. Mit wenig Freunden, aber durchaus geschätzt, nicht zuletzt, weil sie meist zuhört statt selbst zu reden. Eine Eigenschaft, die bekanntlich bei vielen Menschen gut ankommt. Kento lebt als Hikokomori vollkommen zurückgezogen und irgendwie in sich selbst gefangen, verlässt seine Wohnung nur im Dunkeln, erträgt weder das Leben, noch die Menschen, jeder Kontakt ist ihm zu viel. Die Beiden kennen sich aus der Schulzeit und als sie sich nach vielen Jahren zufällig treffen, entsteht zwischen ihnen ein vorsichtiges, sehr zartes Band, das sich bei aller Fragilität vielleicht als tragfähig erweisen könnte.
Mich hat diese Geschichte von Beginn an gefesselt. Ich war neugierig, wohin sich Akiko und Kento und ihre Freundschaft entwickeln würden, und mochte die ruhige Erzählweise, zart und leicht und doch so intensiv. Die manchmal erstaunlichen gesellschaftlich-kulturellen Unterschiede zu unserer westlichen Lebensweise faszinieren mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich in einen Roman mit Schauplatz Japan eintauche. Obwohl kein japanischer Autor, fängt Jan-Philipp Sendker das Besondere der japanischen Mentalität und der Atmosphäre dieses Landes wunderbar ein. (Ich bin kein Japan-Kenner, aber es fühlte sich für mich authentisch an).
Dieser Roman hat sich tatsächlich als kleiner Schatz herausgestellt ich hätte nahezu ununterbrochen schöne und besondere Sätze und Passagen anstreichen können. Ein Beispiel nur: Sie will nur das Beste für alle. Aus der Hölle des Gutgemeinten gibt es nur schwer ein Entkommen.
Ich glaube, ich muss ihn irgendwann noch einmal lesen, weder kitschig, noch trostlos dafür manchmal zum Weinen schön.