Tibor Rodes Thriller "Lupus" führt die Leser:innen in eine düstere Welt, in der mysteriöse Jäger-Verschwinden und brutale Wolfsangriffe auf den ersten Blick miteinander verbunden scheinen. Tibor Rode, ein in Deutschland erfolgreicher Thriller-Autor, der bereits mit seinem Bestseller Der Wald große Erfolge feierte, gelingt es in Lupus, ein facettenreiches Geflecht aus Spannung, Wissenschaft und Geschichte zu weben.
Worum geht's?
In den deutschen Wäldern häufen sich mysteriöse Angriffe von Wölfen, während Jäger spurlos verschwinden so auch der Vater von Jenny Rausch. Während die Tierärztin nach Antworten sucht, stößt Staatsanwalt Frederik Bach auf merkwürdige Daten, die von einer KI-überwachten Schutzanlage aufgezeichnet wurden. Es stellt sich die Frage, ob die Jäger den Wölfen zum Opfer fielen oder ob es sich um gezielte Morde handelt. Gemeinsam machen sich Jenny und Frederik auf die Suche nach der Wahrheit, die sie in die Vergangenheit führt, wo die düsteren Kapitel der Nazi-Zeit und DDR-Diktatur eine Rolle spielen. Gleichzeitig wird Jenny mit Geheimnissen aus ihrer eigenen Familie konfrontiert. Die Spur führt schließlich auf eine gefährliche Insel, die den Schlüssel zu den Rätseln der Gegenwart und Vergangenheit birgt.
Meine Meinung
Ich hatte Lupus schon länger im Blick, war jedoch anfangs von der stattlichen Seitenzahl von 515 Seiten etwas abgeschreckt - konnte mich dann aber zum Glück überwinden :D Man wird schnell in die Handlung hineingezogen, und auch die Charaktere sind gut nachvollziehbar. Besonders gut gefallen haben mir die kurzen Kapitel, die das Tempo des Buches beschleunigen und es mir leicht machten, zügig durch die Geschichte zu kommen. Auch der Schreibstil ist interessant und bringt durch die häufigen Rückblenden, die mal Jahrzehnte und mal nur Wochen zurückreichen, eine besondere Erzählstruktur mit sich. Diese Rückblenden sind eher berichtartig verfasst, was dem Buch eine abwechslungsreiche, fast dokumentarische Note verleiht das hat mich positiv überrascht.
Inhaltlich schneidet Rode eine Vielzahl an Themen an: Tierschutz, Künstliche Intelligenz, Rassismus, DDR-Vergangenheit, Nazis, das Jagen und die Politisierung des Wolfes. Diese Themenvielfalt sorgt für Tiefe und verleiht dem Thriller eine gesellschaftspolitische Dimension, die mich persönlich sehr angesprochen hat. Dass viele dieser Themen auf wahren Begebenheiten beruhen, macht die Geschichte umso eindringlicher und schockierender. Dennoch fand ich die Länge des Buches etwas übertrieben gerade gegen Ende zog es sich für mich etwas in die Länge, und es hätte gut 100-150 Seiten kürzer sein können.
Die Geschichte ist spannend erzählt, auch wenn es am Anfang etwas Geduld erfordert, bis die Handlung richtig in Fahrt kommt. Rode versteht es jedoch, eine anhaltende Spannung aufzubauen, die mich immer wieder dazu brachte, weiterlesen zu wollen. Was mich jedoch irritiert hat, war, wie einfach Jenny als Tierärztin und Wolfsbeauftragte in die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hineingezogen wurde. Dass sie trotz einer eigenen Verdächtigung weiterhin aktiv an den Ermittlungen teilnimmt, war für mich nicht ganz schlüssig.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Sprache im Buch: Es wird leider nicht gegendert, und Begriffe wie "Flüchtlingsströme" oder "Selbstmord" finde ich problematisch und nicht zeitgemäß. Zudem ist mir im Lektorat ein Fehler aufgefallen: An einer Stelle wechselt die Ansprache zwischen den Protagonist:innen plötzlich vom Sie ins Du und dann wieder zurück, was für Verwirrung gesorgt hat.
Fazit: Lupus ist ein spannender Thriller, der durch seine komplexe Verstrickung von historischen und aktuellen Themen besticht. Trotz kleinerer Schwächen in der Logik und einem etwas überlangen Ende ist die Geschichte fesselnd und regt zum Nachdenken an. Die Themenvielfalt und die gelungene Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart machen das Buch zu einem lesenswerten Thriller. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.