"Hell und strahlend stand der Baum da und Anneliese wurde klar, dass es geschafft war. Er reichte hinauf bis zu den Dächern der umliegenden Häuser und erstrahlte mit zunehmender Dunkelheit in einer nie dagewesenen, funkelnden Lichterpracht."
Schwarzwald, 1815. Anneliese ist erst sechzehn, ihr Bruder Kaspar neun Jahre alt, als der Vater bei einem schweren Unfall vor ihren Augen stirbt. Von einem Moment auf den anderen steht die Familie vor der Frage, wie es weitergehen soll. Der Vater war Holzfäller, doch diese Arbeit ist für Frauen zu schwer, und Kaspar ist noch zu jung, um in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Die Sorgen der Mutter, die Verantwortung, die auf Anneliese lastet, und die Ungewissheit über die Zukunft werden eindringlich geschildert.
Eines Tages besucht ein Geschichtenerzähler die Familie. Er berichtet von einem Brauch, den er in Straßburg gesehen hat: dem Schmücken eines Tannenbaums. Jahre später greift Anneliese diese Idee auf. Der Baum wird für die Familie zu einem Symbol für Trost, Hoffnung und eine neue Perspektive. Schließlich führt er auch zu einer Geschäftsidee, die der Familie einen Neuanfang ermöglicht.
Die Erzählung fängt die Not, Verzweiflung und leisen Hoffnungen der Figuren atmosphärisch ein. Als Leser leidet und hofft man mit Anneliese und Kaspar. Dennoch bleibt die Handlung insgesamt eher vorhersehbar und bietet wenig Überraschendes. Vor allem hatte ich mir mehr zur historischen Überlieferung des geschmückten Tannenbaums erhofft. Stattdessen handelt es sich um eine fiktive Geschichte, die nur wenige Bezüge zur tatsächlichen Entstehungsgeschichte dieser Tradition enthält.
Fazit:
Eine stimmungsvolle, aber nicht überragende Weihnachtsgeschichte, die vor allem durch ihre Botschaft von Trost, Hoffnung und Zusammenhalt überzeugt. Leser, die eine leichte, besinnliche Lektüre für die Weihnachtszeit suchen, werden hier fündig. Wer jedoch auf einen tiefgehenden historischen Bezug hofft, wird enttäuscht. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.