Wenn ich nicht mehr bin, wird man sehen, wer ich war.
Vielen Lesern ist Victor Hugo (1802-1885) durch seine Lyrik, Theaterstücke und Romane geläufig. Seine wohl bekanntesten Werke sind Der Glöckner von Notre Dame und Les Miserables.
Nur, wer ist der Mann hinter diesen Werken? Eine Persönlichkeit, die wie Walburga Hülk in der Einleitung zu ihrer Biografie, wie folgt beschreibt:
Er erlebte im eigenen Land Napoleon Bonaparte, die Rückkehr der Bourbonenmonarchie in der Restaurationszeit, die Juli-Revolution 1830, die Juli-Monarchie, die Revolution 1848, die Zweite Republik, den Staatsstreich 1851, das Zweite Kaiserreich unter Napoleon III., den Deutsch-Französischen Krieg und die Pariser Kommune, die Dritte Republik, er überlebte drei Könige und zwei Kaiser.
Die Autorin präsentiert uns das Leben des Dichters, der auch kritische Artikel publiziert und gegen den Staatsstreich von 1851 opponiert hat, weshalb er bis zum Ende der Herrschaft von Napoleon III. (1871), den er als Napoléon le Petite bezeichnet, zuerst ins Gefängnis und dann ins Exil muss. Dies ist nicht die erste politische Stellungnahme von Victor Hugo. Schon zuvor hat er seine Meinung mehrmals geändert. Ob man ihn deshalb als Wendehals bezeichnen könnte oder sollte? Oder als Anhänger der Suche nach einer idealen Staatsform, die es sichtlich nicht gibt?
Auch Hugos Privatleben nimmt einen großen Raum ein, das so wie die Zeit, in der er lebt, ein auf und ab ist. Zahlreiche Schicksalsschläge formen den Dichter.
Meine Meinung:
Diese detaillierte Biografie von Victor Hugo habe ich sehr gerne gelesen. Walburga Hülk enthüllt neben der vielschichtigen Person Hugos die Verflechtungen der europäischen Politik sowie die gesellschaftlichen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts. Hin und wieder ist das eine oder andere Detail für manche Leser vielleicht ein wenig zu viel.
Nicht immer müssen Autorinnen und Autoren alles, was sie zu einem Thema wissen, den Lesern auch detailgetreu näher bringen. Mir persönlich macht es nichts aus, so viel geballtes Wissen vermittelt zu bekommen. Immerhin erfahre ich Neues über den politischen und kritischen Geist des 19. Jahrhunderts.
Interessant ist die Erwähnung der Autorin, dass anlässlich des Brandes von Notre-Dame im April 2019 der Verkauf von Der Glöckner von Notre-Dame sprunghaft angestiegen ist.
Zahlreiche Abbildungen sowie rund 100 Seiten Anmerkungen ergänzen diese Biografie.
Fazit:
Gerne gebe ich dieser detaillierten Biografie 5 Sterne und eine Leseempfehlung.