Anders als sein Bruder Claus hat Berthold Schenk Graf von Stauffenberg keinen festen Platz im kollektiven Gedächtnis der Deutschen gefunden. Die Skizze gibt ihm Gestalt und Stimme, indem sie ihn als Völkerrechtler, Anhänger des Dichters Stefan George und Vertrauten von Claus zeigt. Der »stille« Stauffenberg lebte im Bannkreis Georges und dessen Vision eines »Neuen Reiches«. Vor allem die Kriegsverbrechen führten ihn in den aktiven Widerstand. Nach dem Scheitern des Aufstandsversuchs des 20. Juli 1944 wurde er als Mitverschwörer hingerichtet.
Berthold Schenk Graf von Stauffenberg war ein Völkerrechtler, ein Anhänger des Dichters Stefan George und der engste Vertraute seines Bruders Claus. Als Heranwachsende waren die Stauffenbergs George vorgestellt worden. Seither lebten sie im Bannkreis des Dichters und der Vision eines »Neuen Reiches«. An den Ständigen Internationalen Gerichtshof abgeordnet, verfasste Berthold Stauffenberg das zentrale Werk über dessen Rechtsordnung. Vor allem die deutschen Kriegsverbrechen führten ihn in den aktiven Widerstand. Das Scheitern der rettenden Tat am 20. Juli 1944 bedeutete seinen gewaltsamen Tod. Die vorliegende Studie gibt der verschwiegenen, hintergründigen Persönlichkeit Gestalt und Stimme.
Inhaltsverzeichnis
I. Prolog
II. Einleitung
III. Eine Jugend mit George
Herkunft und Kindheit Gymnasium und Heimat, Stuttgart und Lautlingen Begegnung mit dem Dichter Im Bann von Stefan George Studium, Freundschaften, Reisen Promotion und Berufsziel
IV. Völkerrechtler im Vorkriegs-Berlin und im Haag
Eintritt in das Berliner Völkerrechtsinstitut Anfangserfolge und Missverständnisse Am Ständigen Internationalen Gerichtshof in Den Haag Ein deutscher Mann der Wissenschaft Die geöffnete Büchse der Pandora Institutskarriere und »hintergründige Weite«
V. Völkerrechtsinstitut und George-Kreis in der Diktatur
»Die Entziehung der Staatsangehörigkeit« (1934) Grenzen der Sensibilität und der Wissenschaftsfreiheit »Die Vorgeschichte des Locarno-Vertrages« (1936) Auslegung, Begründung, Erkenntnisinteresse Berthold Stauffenberg als Nacherbe von Stefan George Inspirierter Dienst am Dichter und an dessen Kreis
VI. Ein kämpferischer Kriegsrechtsexperte
Prisenordnung und U-Bootkrieg Recht und Politik im Bauche Leviathans Im Vorausschuss Kriegsrecht Weitere Schritte der Regimegegner
VII. Völkerrecht und »Judenfrage« im Krieg
Kriegsschauplatz Völkerrecht Eine neue Quelle: Beate Schiemann Der George-Kreis vor der »Judenfrage« Statthalter im Reich des Dichters
VIII. Im Zentrum der Verschwörung
Moltke und Berthold Stauffenberg Moral und Recht des Tyrannenmords Gelebte Brüderschaft Der »Schwur« als Bekenntnis und Vision Der Zwanzigste Juli
IX. Epilog