Das Bilderbuch Als der Wald erwachte ist eine zauberhaft feinfühlige Geschichte, über die Natur, Verlust, Trauer, Freundschaft, Gemeinschaft, Kreisläufe und Mut.
Die alte Eiche erzählt darin die Geschichte von der Spinatfrau, die unfreundlich und fluchend alle Lebewesen des Waldes mit ihrer Garstigkeit verschreckt. Doch eines Tages nimmt ein einsamer und trauriger Junge sie einfach mit und die Waldbewohner erkennen, dass ihnen die Spinatfrau fehlt sie gehört einfach zu ihnen, in ihre Gemeinschaft. Die alte Eiche erzählt den anderen zudem die Geschichte der Spinatfrau, so dass diese nun verstehen können, was hinter dem eisigen Verhalten der kleinen Person steckt. Ob sie ihre Kameradin retten können? Und wie es wohl weiter geht?
Schon das Coverbild dieses Buches hat mich absolut verzaubert und der Illustratorin Emilia Dziubak ist es auch mit ihren Bildern im Inneren unglaublich gut gelungen, eine ganz besondere, märchenhaft-magische Atmosphäre zu schaffen. Die Bilder sind einfach wunderschön, sehr stimmungsvoll und wirken einfach zauberhaft. Viele sehr realistische und einnehmende Details verleiten zum ganz genauen Schauen und regelrechten Eintauchen in die Bilder, die die erzählte Geschichte wunderbar unterstreichen und ergänzen. Der Wald wirkt herrlich lebendig und die Lichtspiele sowie die ausdrucksstarken Gesichter sind einfach fantastisch!
Aber auch der Text ist sehr gut gelungen. Die AutorInnnen erzählen die Geschichte in einer sehr angenehmen und oft wunderschön poetischen Sprache, die mir das Leseerlebnis unglaublich versüßt hat. Toll fand ich auch, dass die Geschichte mit einer direkten Ansprache der alten Eiche an die Lesenden beginnt, was uns direkt und sehr wohlwollend in die Geschichte eingeladen hat. Ganz zauberhaft finde ich besonders die Vergleiche zwischen Emotionen und Jahreszeiten, die abstrakten Gefühlen eine tolle Sichtbarkeit gegenüber stellen.
Die Handlung dieses Buches gefällt mir sehr und ich finde, dass es unglaublich gut gelungen ist, die Themen in eine runde Geschichte zu verpacken, die Klein und Groß erreichen und berühren kann. Oft werden negativ behaftete Gefühle wie Trauer und Verlust in Gesprächen mit Kindern ausgeklammert oder ignoriert, was ich sehr schade und bedenklich finde. Dieses Bilderbuch bietet wunderbare Möglichkeiten, um miteinander ins Gespräch zu kommen und auf der Ebene einer fantastischen Geschichte eine eigene Sprache für Gefühle zu entwickeln. Ich finde es toll, dass auch Themen, wie das Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Gemeinschaft, der Kreislauf des Lebens und der Mut zu einem neuen Frühling im Herzen hier behandelt werden.
An zwei Stellen der Geschichte waren die Abläufe für mich leider nicht ganz stimmig, aber dies hat das Leseerlebnis nicht soweit getrübt, dass ich dafür bei der Bewertung einen Stern abziehen müsste. Außerdem beinhaltet das Buch relativ viel Text, was für das angegebene Lesealter ab 4 Jahren meiner Meinung nach teilweise (je nach Entwicklung des Kindes) noch etwas herausfordernd sein könnte. Für mich hat dieses zauberhafte Buch mit seiner berührenden Geschichte und den unglaublich tollen Bildern sowie wichtigen Themen trotzdem 5 Sterne verdient und erhält eine absolute Leseempfehlung!