Bücher von Charlotte McConaghy überzeugen meist mit einem starken, bildhaften Schreibstil und einer super eindrücklichen Atmosphäre. So auch hier: die Stimmung die bereits auf den ersten Seiten erzeugt ist absoluter Wahnsinn und es werden eindrucksvolle Bilder einer unwegsamen, in der Zerstörung inbegriffenen Insel geschaffen; einem Ort, der seine Bewohner auf eine harte Probe stellt. Gleichzeitig gibt es innerhalb der Geschichte immer wieder kleine Ruhepole, Fluchten vor der grausamen Realität, die den Leser zu Atem kommen lassen und wie Balsam für die aufgewühlte Seele sind. Soweit, so fantastisch.
Was mich aber immer wieder so ein bisschen rausgeworfen hat, dass war die Überladung der Geschichte mit Hinweisen, Anspielungen und Andeutungen auf eine potentielle Katastrophe, eine lauernde Gefahr und drohenden Untergang. Die Insel umgibt eine Art mythische Aura der Gefahr und Bedrohlichkeit und relativ früh in der Geschichte werden erste Suspense-Momente eingebaut. Mochte ich total gern, aber irgendwann fühlte es sich an, als würde von allen Seiten mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl gewunken werden und trotzdem verhielten sich die Figuren absolut irrational. Ich hatte beim Lesen immer super viele Fragen im Kopf.
Bis ungefähr zur Mitte des Buches war ich sehr begeistert, dann kippte das bei mir ein bisschen, weil es von allem ein Ticken zu viel war, nicht mehr ganz glaubwürdig und dadurch irgendwie fast schon anstrengend. Weiß nicht, ob die Autorin hier nicht einfach zu viel wollte und sich dadurch übernommen hat? Der drohende Untergang, die geisterhaften Existenzen, die die Familie umgeben, der Eindringling, der zu einem essentiellen Teil des ganzen wird, eine sich anbahnende Liebesgeschichte vor dem Hintergrund von Schuld und Verlust- kann man alles machen, aber hat dann für mich einfach nicht 100% funktioniert.
Insgesamt fand ich schon, dass sich das Buch fantastisch liest, auch wenn man sich an die vielen schnellen Perspektivenwechsel mit teilweise völlig unterschiedlichem Fokus erstmal gewöhnen musste. Aber der starke, bildhafte Schreibstil ist absolut on point und die geschaffene Atmosphäre super mitreißend. Gegen Ende hat mich dann halt einfach verloren. Trotzdem ein Buch, über das ich viel nachgedacht habe und das mich einfach nicht loslassen wollte.