Das Ausgangsszenario fand ich direkt stimmungsvoll und packend, schafft es doch die Basis für Missverständnisse, Schuld, Flucht. Vor allem mochte ich, dass erstmal gar nicht so klar ist, was überhaupt vorgefallen ist und alle entsprechend im Dunkeln tappen. Dadurch kann man auch als Leser nicht wissen, wem man eigentlich trauen kann. Aber der Erzählstil reißt das Geschehen etwas auseinander, denn die Handlung wird unterbrochen von teils nostalgisch/ teils aber auch herablassend wirkenden Erinnerungen von Evie. Natürlich ist es authentisch zu hinterfragen, wie man sich in solch einer Situation wiederfinden konnte, aber so richtig passte es für mich trotzdem nicht.
Evie fand ich dadurch, und dessen eischuldig, dass sie sich so blindlings in diese Situation fügt, irgendwie von Beginn an nicht so richtig sympathisch und zu der anderen Frau Jae konnte ich im ersten Teil des Buches gar keine Verbindung aufbauen. Das ganze Szenario ist ziemlich suspekt. Es ist klar, dass mehr dahinterstecken muss, aber die Handlung beleuchtet das erstmal nicht näher. Im Fokus steht das unstete Leben auf der Flucht- ein irrer Roadtrip quer durch die USA. Diesen Outlaw-Flair mochte ich ja irgendwie, aber wie zu erwartet entgleitet die Situation zunehmend. Und das macht es dann doch unglaublich packend.
Im letzten Drittel öffnet und offenbart sich Jae. Da fand die Story dann richtig stark, die Einblicke in Jaes Leben, ihre Gedanken und Empfindungen waren eine echte Wucht. Da hat mich dann der Perspektivenwechsel zwischen Sünderin und Büßerin fast ein bisschen gestört, weil ich hauptsächlich mehr über Jae erfahren wollte.
Insgesamt liest sich die Geschichte schon interessant und flüssig und der Nervenkitzel ist durchaus greifbar. Ich hatte zwischendurch mal das Gefühl, die Geschichte bereits zu kennen, kannst aber grad nicht festmachen, ob sie mich an ein konkretes Buch erinnert. Daher kann ich nur sagen: ich fands spannend und mitreißend.