Das Cover ist ein echter Blickfang. Der Blick von der Schanze in die Tiefe, kombiniert mit grellen grünen Strahlen, zieht sofort die Aufmerksamkeit auf sich und spiegelt die bedrohliche Stimmung wieder. Mich hat das Cover und das Setting sofort angesprochen und ich musste es unbedingt lesen.
Der Einstieg im Prolog ist sehr spannend gelungen. Man sieht direkt dem Täter bei seinem ersten Mord über die Schulter was bei mir bereits für Gänsehaut sorgte.
In einem abgelegenen Alpendorf wird ein Mann nachts mit einem Viehtreiber zur Skischanze getrieben und dort erhängt. Ellen, die kürzlich in ihre Heimat zurückgekehrt ist, erkennt das Opfer. Der Mord reißt alte Wunden auf und zwingt Ellen, sich mit lange verdrängtem auseinanderzusetzen. Während die Dorfgemeinschaft schweigt, wächst der Verdacht gegen sie.
Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, kurze Kapitel steigern das Lesetempo. Menz gelingt es, von der ersten Seite an, eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Das Bergdorf mit seinen verschworenen Bewohnern, die verschneite Landschaft und die düstere Stimmung sind eindrucksvoll beschrieben. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit verstärkt die Spannung und liess mich tief in Ellens Psyche eintauchen. Sie wird mit ihren Ängsten und ihrer Zerrissenheit sehr überzeugend beschrieben, so dass ich mich sehr gut in sie hineinversetzen konnte. Bei einigen Figuren wie Haußer, Saskia und Merab hätte ich mir dagegen mehr Tiefe gewünscht. Besonders gut haben mir die Kapitel aus Tätersicht gefallen, die Einsicht in sein Denken und seine Motive geben.
Allerdings weist der Thriller auch Schwächen auf. Einige Handlungsstränge wirken konstruiert, und bestimmte Entwicklungen erscheinen wenig glaubwürdig. So konnte ich nicht nachvollziehen, warum Ellen überhaupt in ihr Heimatdorf zurückgekehrt ist, aus dem sie vor vielen Jahren wegen eines schrecklichen Verbrechens geflohen war. Auch habe ich die Ermittlungen durch die Polizei vermisst, die gar nicht in Erscheinung tritt. Obwohl Ellen ein starkes Motiv hat, wird sie kein einiges Mal befragt. Stattdessen ermitteln sie und der Journalist Merab auf eigene Faust. Leider ahnte ich schon früh, wer der Täter war, aber das Ende hielt doch noch eine Überraschung bereit.
Fazit: Die Schanze überzeugt mit seinem Setting und der beklemmenden Atmosphäre und erlaubt einen Blick in die Abgründe der Dorfbewohner. Ein solides Thrillerdebüt mit kleinen Schwächen.