Commissario Montalbano ist müde. Er hadert mit seinem literarischen Zwilling, welcher im Fernsehen eine bessere Figur macht, er lehnt sich gegen den Autor auf, der sich mehr und mehr in die Ermittlungsarbeit einmischt. Alles ärgerlich und ungehörig.
Und dann geschieht ein Mord. Statt mit seinen engen Freunden wandern zu gehen, ist Riccardino nun Opfer eines Mordes durch Erschießen. Es gibt Augenzeugen, aber keiner scheint wirklich etwas von Nutzen gesehen zu haben. Erst als Montalbano die Freunde gegeneinander ausspielt, kommt etwas Schwung in die Ermittlungen. Aber wer treibt des Nachts sein Unwesen auf der Müllkippe? Gibt es einen Zusammenhang?
Dies ist mein zweites Buch aus der Feder des Autors mit seinem Protagonisten Montalbano. Von diesem Band bin ich leider enttäuscht worden. Es gibt zwar einen Mord, Ermittlungsarbeit, einen Nebenstrang, welcher ebenfalls der Aufmerksamkeit des Commissario bedarf, besondere Protagonisten, aber irgendwie nimmt die Geschichte nicht wirklich an Fahrt auf, vermag die Handlung mich gar nicht zu fesseln.
Anfangs habe ich es als besonderen Kniff empfunden, dass der Autor mit seinem erdachten Commissario spricht, den Fall diskutiert. Aber diese Passagen nehmen mir letztlich zu viel Raum ein und sind schlussendlich dem Fortgang der Handlung nicht dienlich. Die Lösung des Falls verschwindet im Geschwafel und der Commissario radiert sich aus.
Der Leser des Hörbuches Hans Jürgen Stockerl macht eine sehr gute Arbeit. Durch seine Sprachfarbe und stimmlichen Gestaltungsfähigkeit gelingt es ihm, dass ich das Buch bis zum Schluss höre. Hätte ich dieses Buch gelesen, wäre es lediglich zu einem Querlesen verkümmert, um es irgendwie abzuschließen. Insofern gebührt dem Sprecher ein besonderes Lob!
Andrea Camilleri, Riccardino, Kriminalroman, Hörbuch, Lübbe Audio, 309 Minuten in der gekürzten Lesung, 304 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungsdatum 27.06.2025