Hello!
Liebt ihr die Netflix-Serie "Only Murder in the Building"? Dann solltet ihr euch den Krimi "Marchfield Square", das literarische Debüt der britischen Autorin Nicola Whyte, nicht entgehen lassen. Wer weiß schon über seine Nachbar*innen Bescheid?
Das Cover gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die folgende Handlung. Eine Frau unbekannten Alters späht mit einem Fernglas in hell erleuchtete Zimmer. Allem Anschein nach scheint sie eine junge Frau mit einem Pferdeschwanz und einen jungen Mann mit einem Wuschelkopf zu beobachten. Warum?
Das Buch spielt in London, genauer gesagt: in dem in Privatbesitz befindlichen exklusiven Wohnkomplex Marchfield Square mit mehreren Mietwohnungen, unterbrochen von Ausflügen in die nähere Umgebung. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven geschildert, zu Wort kommen Audrey, eine fleißige Putzfrau, Lewis, von Beruf (ungeliebter) Recruiter und Schriftsteller, der nach einem Publikumserfolg an einer Schreibblockade leitet, und Celeste van Duren, eine vermögende verwitwete alte Dame, die mit ihrem Butler Dixon in einem großzügigen Appartement in Marchfield Square residiert, von dem aus sie (im wahrsten Sinne des Wortes) alles im Blick hat. Marchfield Square ist eine Welt für sich, die man sich anhand der detaillierten Beschreibungen und einer illustrierten Karte im Buch plastisch vorstellen kann. Die gepflegte Residenz liegt in einer bevorzugten Wohngegend, hermetisch abgeriegelt von der Außenwelt, zugänglich nur für die (von Celeste und ihrem verstorbenen Mann ausgewählten) Bewohner*innen.
Im Fokus stehen Audrey und Lewis, ein unorthodoxes, ungleiches Ermittler-Team, das auf den ausdrücklichen Wunsch von Celeste private Ermittlungen in einem ungeklärten Mordfall aufnimmt, der sich in einer Wohnung im Marchfield Square ereignet hat. Audrey ist eine extrovertierte, warmherzige junge Frau, die mehr aus dem Bauch heraus agiert, während Lewis ein analytisch denkender,, zurückhaltender Charakter ist, mit einer leichten Schwäche, was die Pflege von sozialen Beziehungen angeht. Auch wenn sie keinerlei praktische Erfahrungen als Hobby-Detektive vorzuweisen haben, schlagen sich Audrey und Lewis tapfer; nach und nach gelingt es ihnen, ihre gegenseitige Abneigung zu überwinden, streng gehütete Geheimnisse ihrer Mit-Bewohner*innen zu lüften und die richtigen Schlüsse aus ihren Ermittlungen zu ziehen.
Alles in allem handelt es sich um eine leicht lesbare, an cosy crime erinnernde, typisch britische Krimi-Lektüre, mäßig spannend, aber humorvoll und unterhaltsam. Der rätselhafte Fall im Marchfield Square sowie (aus dem ersten Mord resultierende) weitere Verbrechen werden vollständig aufgeklärt; für die aufmerksamen Leser*innen bleiben keinerlei Fragen offen. Perfekt!