Wenn das Schlimmste passiert ist, fürchtet man sich nicht mehr (S. 31)
Worum gehts?
Eigentlich hofft Hildur auf etwas Ruhe in den Westfjorden doch der Frieden ist nur trügerisch. Auf dem Hof ihrer verstorbenen Eltern werden die Skelette von vier Menschen entdeckt. Kaum ist dieser Schock verdaut, taumelt ein Mann mit grausam zerschnittenem Gesicht blutüberströmt von Bord eines Kreuzfahrtschiffs. Zwei Ereignisse, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Oder doch?
Meine Meinung:
Mit Hildur Die Toten am Meer legt Satu Rämö bereits den vierten Band ihrer Reihe vor und steigert die Spannung noch einmal. Schon nach den ersten Seiten packt einen der atmosphärische Schreibstil, diese kühle nordische Düsternis, die einen sofort mitten hineinzieht.
Die Vergangenheit, die schon länger über Hildur und ihrer Familie schwebt, bekommt diesmal noch mehr Konturen: Die wiedergefundenen Schwestern, verdrängte Geheimnisse ihrer Mutter, die Liebesgeschichte mit Helga aus den 1990ern und geheimnisvolle Briefe, die plötzlich auftauchen. Jede neue Facette macht das Bild komplexer und dichter und unheimlich faszinierend. Auch Jakobs Alltag rückt stärker in den Fokus: Sein Sohn Matias kämpft mit dem Neuanfang in Island, und zwischen den Zeilen spürt man die Zerreißprobe zwischen Vaterliebe, Polizeiarbeit und dem ganz normalen Chaos des Lebens. Dass wir diesmal Tinna nicht begegnen, wird durch die überraschenden Enthüllungen über Helga mehr als ausgeglichen.
Der Kriminalfall selbst ist atemberaubend: Organisierte Kriminalität, Misshandlungen, die Abgründe moderner Industrie, ein Altenheim, das mehr Geheimnisse birgt, als man je erahnt hätte. Jede Wendung kommt unerwartet und sorgt für einen Nervenkitzel, der fast schon Thriller-Niveau erreicht. Und über all dem steht Hildur, die vor einer Entscheidung steht, die ihr Leben verändern könnte. Ich glaube nicht, dass sie den Schritt getan hat, der hier angedeutet wird aber genau diese Spannung lässt mich ungeduldig auf den nächsten Band warten.
Fazit:
Satu Rämö hat wieder einmal gezeigt, warum ihre Reihe süchtig macht: Hildur Die Toten am Meer ist ein Kriminalroman, der Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll verwebt, einnehmende Figuren weiterentwickelt und gleichzeitig ein atemberaubend spannendes Puzzle aus Lügen, Verrat und Schuld aufzieht.
Von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd, voller Atmosphäre und Emotion. Für mich ganz klar: 5 Sterne absolute Leseempfehlung!