Sie will nur noch nach Hause!
Farah Rosendahl macht sich nach einer abendlichen, beruflichen Verpflichtung mit ihrem Auto auf den Heimweg und gerät in eine schwierige Situation. Der Unfall geschieht nur ein paar Autominuten von ihrem Haus in Hamburg-Bergstädt entfernt. Farah fährt in einem Waldstück einen Mann an, der für einen Augenblick auf der Strasse liegt, sich dann aufrichtet und weiterläuft. Farah ist geschockt und ruft einen Freund, der bei der Kripo arbeitet, an. Die junge Frau ahnt, dass sich ihr Leben auf einen Schlag geändert hat. Sie ahnt jedoch nicht, wie einschneidend dieser Unfall ist. Nicht nur für sie, sondern auch für die Polizei.
Wie schnell kann es gehen und das Leben ändert sich um 180 Grad. Ein paar Minuten und nichts ist mehr so wie es war. In diesem Thriller bekommt der Spruch " zur falschen Zeit am falschen Ort" eine ganz neue Bedeutung. Was Farah geschieht, hätte jede und jedem von uns geschehen können und das ist das, was ich so aufwühlend fand. Dieser Unfall, der tragischerweise alltäglich sein kann, entwickelt sich zu einem ausgewachsenen Thriller.
Farahs Freund Wase Rahimi, der ihr direkt nach dem Unfall auf privater Basis zu Hilfe eilt, beschäftigt sich beruflich noch eine Weile mit diesem denkwürdigen Abend. Denn Rahimi, der bei der Kripo arbeitet, hat es mit einem ganzen Rattenschwanz an nachfolgenden Erkenntnissen und Entwicklungen zu tun. Ohne viel zu verraten: einige Vermisstenfälle werden aufgedeckt und plötzlich ist er mitten in einem handfesten Krimifall. Einem Fall, der es in sich hat und in dem viel Spannung aufgebaut wird. Denn die Frage, die über all dem steht, ist, warum das Unfallopfer spurlos verschwindet.
Ich musste mich sehr einlesen, damit ich mit dem Schreibstil zurecht kam. Chris Warnat schreibt ab und zu etwas blumig, dann wieder abgehakt und in kurzen Stakkato Sätzen. Einige nicht deklarierte Perspektivwechsel einzelner Kapitel haben mich zuerst einmal verwirrt. Nebenfiguren, deren persönliche Umstände, plötzlich erwähnt werden, habe ich meist nicht einschätzen können. Bis ich dann gemerkt habe, dass dieses System Programm ist. Denn viel später werden genau diese Umstände wichtig für die Hauptgeschichte.
Mir hat dieser Thriller mit seinem effektvollen Start, dem Unfall, gefallen. Zudem ist die Umsetzung nicht 08/15. Denn zuerst war ich der Auffassung, dass der Unfall der zentrale Punkt der Krimihandlung ist. Weit gefehlt, die verhängnisvolle Nacht dort in diesem Waldstück, als Farah einen Mann anfährt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Chris Warnat hat mit seinem Thriller Debüt eine Geschichte mit einem Plot geschaffen, die komplett neu ist. Die Entwicklung ist phänomenal: vom Unfall zu einem Thriller würdigen Finale.