Das Buch Zhuangzi, dem der Tang-Kaiser Xuanzong im Jahre 742 den ehrenvollen Titel Das wahre Buch vom südlichen Blütenland verlieh, wird seit über 2000 Jahren dem altchinesischen Denker Zhuangzi (ca. 365-290 v. u. Z. , Schreibweise auch Zhuang Zi, Dschuang Dse, Tschuangtse) zugeordnet. Es begegnet uns als eine scheinbar ungeordnete Sammlung von Weisheiten, Gleichnissen und Zitaten. Und das ist gut so, denn es lädt zu einem Lesen nach der daoistischen Maxime des unbekümmerten Spazierens ein.
Leserinnen und Leser, die von der westlichen Denk- und Begriffskultur geprägt sind, reagieren auf diese Form des unverbundenen gedanklichen Nebeneinanders oft irritiert und legen das Zhuangzi möglicherweise schnell wieder beiseite. Das ist bedauerlich, denn Zhuangzi's Schriften sind von seltener Kostbarkeit und von Wahrhaftigkeit erfüllt [33. 6].
Deshalb wird hier der Versuch unternommen, das Buch Zhuangzi mit bestimmten Fragen aus den Problemfeldern Erkenntnistheorie, Moralphilosophie, Anthropologie, und Staatsphilosophie abzuklopfen und die Antworten, die im Zhuangzi über den gesamten Text verteilt sind, als Verständnishilfe so zu bündeln, dass die eigenständige Lektüre erleichtert und das Denken angeregt wird. Die Einführung soll dazu beitragen, dass das Buch Zhuangzi als philosophisches Vademecum seine Wirkung entfaltet.
Die Kapitel dieser Einführung sind in sich abgeschlossene Einzelbeiträge, die aber gedanklich wie ein Wurzelgeflecht oder Rhizom miteinander verbunden sind - denn es ist ja alles eins. Alle Zitate aus dem Zhuangzi stammen aus der 2019 erschienenen Übersetzung von Viktor Kalinke.