Alexis Goertz und Jonas Grube von Edible Alchemy lassen uns in ihrem Buch an ihrem reichen Schatz alten Wissens teilhaben: ihrer Kenntnis von Wildkräutern auf der einen und ihren Erfahrungen mit der Kunst der Fermentation auf der anderen Seite. Beides droht in der Zeit von ertragsorientierter Sortenzüchtung und durch Sterilisation haltbar gemachter Lebensmittel in Vergessenheit zu geraten.
So erklären sie zunächst die alte Kulturtechnik der Fermentation und ihre gesundheitliche Wirkung auf unser Darm-Mikrobiom. Sie geben eine Einleitung in die Herstellung von Fassbrause, Fruchtessig, Kombucha, Sauerteig und Kefir.
Danach begleiten sie uns durch die 52 Jahreszeiten und stellen uns verschiedene Schätze vor, die wir in der Natur finden und sammeln können: von den ersten Tannennadeln und Haselkätzchen im Frühjahr über die reiche Vielfalt an grünen Wildkräutern im Sommer bis zur Ernte der Schlehe nach den ersten Frösten. Sie erzählen uns en passant einiges über Botanik und Kulturgeschichte und verraten uns kleine Erntetricks und vieles mehr.
Ich bin begeistert, dass sie dieses Wissen unserer Großeltern nicht verloren gehen lassen, befürchte aber dennoch, mich als Anfängerin nicht allein mit diesem Buch zurechtfinden zu können. Bei der Pflanzenbestimmung werden mir die kleinen Zeichnungen am Ende des Buches nicht reichen, hier werde ich eine Bestimmungs-App zu Hilfe nehmen. Und bei meinen ersten Fermentationsversuchen würden mir ein paar Fotos von den zu erwartenden Zwischenschritten und Endergebnissen helfen, denn so weiß ich nicht so ganz, ob ich mich auf dem richtigen Weg befinde. Da finde ich die Reels auf dem Instagramm-Account der beiden doch um einiges anschaulicher, das hatte ich mir auch von ihrem Buch erhofft.
Daher komme ich für dieses Buch zu einer gemischten Beurteilung: einerseits sehr ambitioniert, kenntnisreich und vielfältig, andererseits für den interessierten Laien nicht immer verständlich und nachvollziehbar, Hier wäre wie so oft die Frage hilfreich gewesen: Was kann ich beim interessierten (Laien-) Leser voraussetzen und was sollte ich besser genauer erklären?