Gott ist ein abwesendes Elternteil, das Loyalität fordert, obwohl es nie zu Besuch kommt, und ich muss einfach meine Gebete in die Leere senden und darauf vertrauen, dass Er sie empfängt. (Seite 220)
*Hell Followed with Us Das Monster in uns* ist eine eindrucksvolle, apokalyptische Feuerbrunst, die mich von der ersten Seite an entflammt hat!
Der Einstieg in die Geschichte fällt erstaunlich leicht, ohne große Anlaufzeit ist man direkt mittendrin in Benjis Welt, die zwar düster und beklemmend ist, aber auch mit Hoffnung, Zusammenhalt und Identität(suche) durchzogen wird.
Der Schreibstil von A. J. White ist angenehm locker, dabei aber keineswegs flach, im Gegenteil: Die Sprache trifft oft genau ins Herz und transportiert sowohl Spannung als auch Emotionen. Die dystopische Welt, in der die Geschichte spielt, ist faszinierend, aber nicht ganz leicht zu durchschauen. Viele Details und Hintergründe bleiben lange diffus, was zwar zur Atmosphäre beiträgt, aber an manchen Stellen ein klein wenig Orientierung kosten kann. Ein toller Pluspunkt: Die hin und wieder wechselnden Perspektiven, die für Dynamik sorgen und den Leser immer wieder neue Blickwinkel erleben lassen. Manchmal jedoch schleichen sich Wiederholungen ein, sowohl in der Handlung als auch in bestimmten Formulierungen. Auch stellt sich hin und wieder die Frage, ob das Geschehen wortwörtlich oder metaphorisch gemeint ist, was einerseits künstlerisch spannend ist, andererseits gelegentlich etwas verwirrend wirkt.
Ich mochte besonders die Vielfalt und Tiefe der Figuren. Sie sind überwiegend sympathisch. Benji, die Hauptfigur, ist absolut großartig gezeichnet: verletzlich, stark, zerrissen, aber auch auf eine stille Weise hoffnungsvoll. Seine Selbstfindungsreise ist das emotionale Zentrum des Romans und wirkt gerade durch ihre düsteren und gewalttätigen Umstände intensiv, wenn auch hier und da noch etwas mehr persönliche Tiefe möglich gewesen wäre. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass er noch etwas unabhängiger um sich selbst kämpft.
Die Sekte und ihre Anhänger sind erschreckend glaubwürdig und wirkungsvoll inszeniert, fanatisch, grausam, aber auch beängstigten realistisch in ihrer Ideologie und Darstellung.
Die queeren Jugendlichen, die gemeinsam mit Benji ums Überleben kämpfen, sind ein echtes Highlight. Ihre Identitäten werden nicht problematisiert, sondern sind einfach selbstverständlich Teil ihrer Existenz so wie es sein sollte! Auch das Gendern wird vollkommen natürlich eingebunden, ein starker Punkt, der das Buch besonders macht und hoffentlich endlich in vielen weiteren Büchern zu finden sein wird.
Alles in allem ist Hell Followed with Us eine starke, queerer Horror-Dystopie mit Herz, Härte und Haltung. Ein Buch, das Mut macht, auch wenn es von Schmerz erzählt und einer unglaublichen Symbolik.
Der nächste Roman von A. J. White steht jedenfalls schon auf meiner Wunschliste, denn dieses Debüt hat definitiv Lust auf mehr gemacht!
Weil ich wütend war. Weil ich es nach wie vor bin. Aber hauptsächlich, weil ich queeren Kids zeigen wollte, dass sie die Hölle durchmachen und das überleben können. Vielleicht nicht in einem Stück, vielleicht für immer verändert, aber am Leben und dennoch wert, geliebt zu werden. (Seite 5, Leserbrief von A.J.W.)