Lisa ist Musiklehrerin und alleinerziehende Mutter. Diesen Sommer wird ihr Sohn bei den Großeltern väterlicherseits in Polen verbringen. Danach kommt er in die Schule. Lisa ist das erste Mal seit sechs Jahren wirklich allein und kann machen, was sie möchte. Doch ohne Kind weiß sie gar nicht mehr, wie sie sich selbst definieren soll. Sie kramt ihre alte Geige heraus und stellt fest, dass diese restauriert werden muss. Das löst eine Reihe von Ereignissen aus.
Das Buch kratzt nur leicht an der Oberfläche und geht mir nicht tief genug. Das Thema müsste sich geradezu in die Haut fressen und viel intensiver behandelt werden. Raubkunst ist nach wie vor aktuell, auch wenn die eigentlichen Besitzer nicht mehr leben. Hier geht es um Gerechtigkeit und auch die Kindeskinder haben ein Recht auf die Rückgabe.
Ein weiteres Thema, das viel zu oberflächlich behandelt wird, ist Krankheit und Tod. Sei es nun die das Verhalten des Geigenbauers, der sich immer mehr in sich selbst zurückzieht und mit der Vergangenheit zu kämpfen hat, oder die Krebserkrankung seiner Tochter Ute. Selbst Lisas Mutter hat diese Kämpfe mit Geschehnissen aus ihrer Kindheit, aber auch mit dem Tod ihres Mannes. So ist die Story mehr als überladen mit schwierigen Themen, die nicht gebührend behandelt werden.
Dafür mäandert Lisa gedanklich und auch tatsächlich durch die Tage, durch die Zeit und braucht viele Anstöße, endlich in die Gänge zu kommen. Sie entwickelt sich für meinen Geschmack zu spät und dann plötzlich zu schnell in die richtige Richtung. Lisa lässt sich ständig zu viel gefallen, tritt zu wenig für sich selbst ein und ist sich selbst eindeutig zu wenig wert. Auf ihre eigenen Bedürfnisse nimmt sie keinerlei Rücksicht. So ist die Story nur wenig intensiv und fesselt nicht. Alles plätschert vor sich hin. Damit ist das Buch etwas für entspannte Lesezeit, nicht mehr. Das mag ich hin und wieder schon, doch nicht mit den Themen, die hier angerissen werden.
Die Figuren sind etwas blass. Irgendwie mag ich Ute am liebsten, obwohl auch bei ihr nur um den heißen Brei herumgeredet wird. Das Ende ist versöhnlich, ein kleines bisschen auch offen. Leider kann es mich aber nicht ganz mit dem Rest versöhnen. Dafür ist an zu vielen Stellen das Frauenbild einfach nur entsetzlich vorsintflutlich. Bleiben daher drei Sterne. Daran kann leider auch die sehr gute Sprecherin nichts ändern.