In "Locked In" wird ein spannendes Gedankenspiel Realität: Der Täter liegt im Koma, aber die Opfer könnten noch leben und nur seine Gedanken führen zum Versteck. Henri Faber, Jahrgang 1986, ist in Niederösterreich aufgewachsen und lebt heute als Autor und Texter in Hamburg. Nach seinen Bestsellern Ausweglos und Kaltherz veröffentlicht er mit "Locked In" seinen dritten Thriller.
Worum gehts?
Heidelberg wird von einer mysteriösen Entführungsserie erschüttert. Als Kommissar Paul Maertens dem mutmaßlichen Täter endlich auf die Spur kommt, verläuft die Festnahme dramatisch: Der Verdächtige fällt ins Koma und mit ihm scheinen auch die letzten Hinweise auf das Versteck seiner Opfer verloren. In letzter Hoffnung wendet sich Maertens an den renommierten Neurologen Dr. Theo Linde, der eine revolutionäre Technik entwickelt hat, um in das Bewusstsein von Komapatient:innen einzudringen. Gemeinsam betreten sie das Labyrinth des Tätergehirns doch je tiefer sie eindringen, desto gefährlicher wird es. Denn nicht nur Erinnerungen lauern dort, sondern auch die Schatten eines zutiefst gestörten Geistes.
Meine Meinung
"Locked In" war mein erster Thriller von Henri Faber, den ich als Hörbuch hören durfte an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an NetGalley.de und SAGA Egmont für das kostenlose Rezensionsexemplar. Die Sprecher Wolfgang Berger, Felix Holm und Sebastian Seidel leisten gute Arbeit, allerdings hatte ich Schwierigkeiten, sie stimmlich auseinanderzuhalten. Ohne klare Zuordnung der Stimmen zu den Figuren hätte ich schnell den Überblick verloren.
Die Handlung startet direkt und macht neugierig. Die Idee, einen Thriller nicht mit der Tätersuche, sondern mit der Festnahme zu beginnen, hat mich sofort gepackt. Diese untypische Herangehensweise war für mich definitiv ein Pluspunkt, da sie Erwartungen durchbricht und einen frischen Einstieg bietet.
Doch leider konnte die Geschichte dieses hohe Anfangsniveau nicht halten. Die Spannung flachte bald ab und das bei über 11 Stunden Hörzeit. Für einen Thriller ist das einfach zu langatmig. Besonders das bekannte Motiv des tragischen Ermittlers wirkt für mich inzwischen überstrapaziert. Hier fehlte es an Tiefe und Entwicklung, die Figur von Maertens blieb für mich zu klischeehaft.
Auch stilistisch hat mich das Buch nicht ganz abgeholt. Ich schätze wechselnde Perspektiven sehr, da sie normalerweise für Dynamik sorgen aber hier wurden sie so abrupt eingesetzt, dass es mir schwerfiel, emotional in die Figuren einzutauchen. Ich war oft eher verwirrt als mitgerissen.
Die Handlung forderte hohe Aufmerksamkeit an sich nicht schlecht, aber das Hörerlebnis wurde dadurch eher anstrengend. Zwar gab es immer wieder überraschende Wendungen, aber viele davon wirkten zu konstruiert. Gegen Ende hatte ich das Gefühl, dass die Story völlig aus dem Ruder lief: Zu viele neue Stränge, plötzliche Wendungen und ein Finale, das zwar Raum für eine Fortsetzung lässt, aber in sich nicht stimmig war. Neue Figuren traten auf, ohne dass sie zuvor eine Rolle spielten das hat mich aus der Geschichte gerissen.
Unterm Strich: Viele Ideen, viel Tempo aber mir war es einfach zu viel. Zu viele Zufälle, zu viele Lücken, zu wenig emotionale Bindung. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Fazit
"Locked In" startet stark mit einer frischen Thriller-Idee, verliert sich aber in zu vielen Wendungen und einer überladenen Handlung. Für mich war es solide, aber nicht packend genug daher 3 von 5 Sternen. Hörbar, aber kein Muss.