Lisa und Simon führen eine Ehe, die hauptsächlich auf Gewohnheiten beruht. Lisa fühlt sich ihrem lieblosen Vater verpflichtet, der nur noch mühsam sein Hotel betreiben kann. Außerdem kümmert sie sich um ihre demente Mutter. Plötzlich muss sie erleben, wie sich eine unbekannte Frau in ihr Leben drängt und alles in Frage stellt, was sie sich aufgebaut hat.
Dieser Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Lisa, ihrem Mann Simon, dem Vater Carl und seiner Freundin und Haushälterin Margret geschrieben. Der Schwerpunkt liegt jedoch klar bei Lisa, von deren Gemütslage man am meisten erfährt.
Auch in diesem Roman gelingt es Hauff, viele verschiedene unterschwellige Konflikte darzustellen, die unter einer vermeintlich harmonischen Oberfläche lauern. Allen voran ist es die Beziehung von Lisa und Simon, in der beide irgendwie unglücklich sind, ohne dass sie den Grund richtig benennen können oder wollen. Durch Danielas Auftauchen wird eine Aussprache erzwungen, die eigentlich schon lange überfällig ist. Auch das Verhältnis zwischen Lisa und ihrem Vater Carl ist zutiefst gestört. Lisas bettelt um die Liebe oder wenigstens die Anerkennung ihres Vaters, der jedoch nur den abwesenden Sohn vergöttert, der sich aus allem raushält. Damit ist auch das Verhältnis von Lisa und ihrem Bruder Felix stark belastet, obwohl beide unter der schwierigen Kindheit mit den hohen elterlichen Ansprüchen gleichermaßen leiden mussten. Dass Lisas Freundin Johanna so leicht gegen ihre beste Freundin einzunehmen ist finde ich eher unrealistisch, ist aber hier auf Neid zurück zu führen. Nicht zuletzt die Konflikte zwischen Carl, Lisa und Margret vervollständigen dieses Bild der vermeintlichen Harmonie, bis die Situation durch das Auftauchen von Daniela völlig eskaliert.
Wer die beiden Vorgängerromane von Kristina Hauff gelesen hat, der findet hier die gleiche Leichtigkeit in der Lektüre, auch einen gewissen Sog und die Spannung, wie es wohl mit den Charakteren weiter geht. Für mich bleibt dieser Roman jedoch leider hinter den anderen zurück. Ein bisschen zu vorhersehbar kommt die Handlung daher, die Charaktere könnten etwas mehr Tiefe vertragen. Die ersten beiden Teile des Buches gefallen mir besser, der dritte Teil ist mir ein wenig zu platt, die Figuren - hier vor allem Lisa - allesamt ein bisschen naiv, das Ende zu glatt. Da hätte ich mir etwas mehr Raffinesse oder einen Twist gewünscht.
Trotzdem ein gut geschriebener Roman, der sich flott liest und die Geschichte einer geschickten Manipulation erzählt.