Ich liebe die Gestaltung des Buches einfach. Es passt hervorragend zu den Neuauflagen der anderen Bücher der Helmsby-Reihe und sticht durch das schöne Cover und den Farbschnitt mit den hervorragend gestalteten Details heraus.
Die Story hat mich ebenfalls direkt gereizt: Als Aelfric of Helmsby sich weigert, seinen dänischen Gefangenen seinem Onkel und Thane auszuhändigen, droht dieser ihm seinen kleinen Sohn Penda in die Sklaverei zu verkaufen. Deswegen entschließt sich der junge Engländer ihn direkt bei Hofe in London abzuliefern, um ein mögliches Lösegeld zu kassieren. Doch die Stadt liegt in Trümmern und der König Aetheldred schafft es nicht, sein Volk vor den ständigen Wikingerangriffen zu schützen. Als Königin Emma zusammen mit ihren Kindern kurzfristig aus England fliehen muss, begleiten Aelfric und sein dänischer Gefangenen Hakon, der mittlerweile sein Freund geworden ist, sie auf dem Weg in die Normandie. Bald gehören beiden zum engsten Kreis rund um die einflussreiche Königin und Penda wird zusammen mit den beiden Prinzen ausgebildet. Doch die Macht des Königs wackelt und plötzlich sind die Dänen nicht mehr nur eine Gefahr für die englischen Küsten, sondern für das gesamte englische Reich.
Ich liebe den Schreibstil von Rebecca Gablé. Sie ist eine der wenigen Autorinnen, die es jedes Mal wieder schafft, mich in die Geschichte zu ziehen und so zu fesseln, dass ich trotz der vielen Seiten gar nicht mehr aufhören kann, zu lesen. Das ist auch in diesem Buch wieder der Fall, obwohl mich diesmal die Zeitsprünge in der Geschichte deutlich mehr aus dem Konzept gebracht haben, als das in vorherigen Büchern der Fall gewesen ist.
Das Setting der Story fand ich extrem spannend, weil es vor den anderen beiden Teilen der Helmsby-Reihe spielt und die Geschichte von Caedmons Urgroßvaters Aelfric Eisenfaust und seiner Familie erzählt. Diesen kennt man nur aus Erzählungen und schon, als ich zum ersten Mal Das zweite Königreich gelesen habe, war ich neugierig, wer er war und wie er zu seinem Spitznamen kam. Außerdem wusste ich wirklich wenig über das angelsächsische England, bevor William der Eroberer es eroberte. Deswegen war mir auch gar nicht so klar, wie viel Einfluss die Dänen auch abseits ihrer Überfälle auf die englische Küste hatten und dass es sogar mehrere Dänen auf dem englischen Thron gab. Dabei fand ich vielleicht weniger die Könige an sich in diesem Buch spannend als vielmehr Königin Emma, die zweimal die Frau eines Königs war und zweimal deren Mutter. Dies alleine zeigt schon ihren großen Einfluss auf die Zeit, die sich indirekt zumindest auch auf die normannische Eroberung ausgewirkt hat.
Doch es sind vor allem die Charaktere, die keinen historischen Hintergrund haben, die das Buch ausmachen. Aelfric habe ich schon direkt zu Beginn des Buches in mein Herz geschlossen, weil er sich für seine Ideale einsetzt und sich weigert, diese zu verraten, selbst wenn er sich dadurch immer wieder das Leben schwer macht. Ein noch viel wichtigerer Punkt für mich war aber, wie sehr er seine Kinder und vor allem Penda liebt. Er stellt deren Wohl über alles andere, ist immer ehrlich zu ihnen und setzt sich dafür ein, dass sie glücklich sind, selbst wenn er dafür ungewöhnliche Entscheidungen treffen muss. Er wird dafür zwar oft von anderen belächelt, aber das hält ihn nicht davon ab, seinen Weg so weiterzugehen. Auch Penda, den man als sechsjährigen Jungen kennenlernte, hat es sehr schnell geschafft, dass ich ihn liebgewonnen habe. Zu Beginn ist er ein kluges Kind, das erstaunlich viel mitbekommt und erfassen kann, der mich immer wieder zum Lächeln gebracht hat. Ich mochte, dass er auch als Erwachsener immer jemand ist, der eher zu viel als zu wenig Vertrauen zu Menschen hat. Das ist ihm durchaus bewusst, aber obwohl es ihm mehr als einmal auf die Füße fällt, will er es nicht ändern, sondern glaubt lieber an das Gute in Menschen. Damit stellt er ein gutes Gegenstück zu Prinz Edward (dem späteren Edward dem Bekenner) dar, der der Welt eher skeptisch gegenübersteht und dem es hilft, wenn Penda ihn manchmal daran erinnert, dass nicht jeder schlechte Absichten hat.
Auch wenn ich vor allem Aelfric und Penda gerne mochte, hatte ich mit den anderen Personen manchmal so meine Probleme. Zwar konnte ich Königin Emma und auch ihre Söhne Edward und Alfred nach einer Weile recht gut einschätzen, aber bei vielen anderen Personen war das nicht so. Durch die zum Teil sehr großen Zeitsprünge hatte ich oft das Gefühl, zwar zu wissen, wer die Person war, aber sie nicht wirklich zu kennen. Am auffälligsten war das bei Aelfrics Familie, bei der ich abseits von Penda immer wieder darüber nachdenken musste, wer nochmal wer war. Das lag auch daran, dass sich die politischen Verhältnisse in dieser Epoche oftmals innerhalb kürzester Zeit drastisch geändert haben und Personen, die zuvor einen gewissen Einfluss hatten, diesen dann wieder verloren haben. Ich hatte da oft das Gefühl ein bisschen hinterher zu hinken und nicht immer einen vollständigen Überblick zu haben, wer gerade welche Agenda verfolgt und wer im Streit mit wem liegt. Dadurch habe ich deutlich mehr als sonst historische Ereignisse nachgeschlagen, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen und nichts zu übersehen. Das ist nicht unbedingt schlecht, schließlich habe ich dadurch noch einmal deutlich mehr über diese Zeit des Mittelalters gelernt, auch in Bezug auf Dänemark und Norwegen, aber es hat mich in gewisser Weise natürlich auch gespoilert, weil ich dadurch viele historische Ereignisse schon kannte.
Alles in allem mochte ich das Buch gerne, besonders weil Rebecca Gablé eben einfach eine besondere Art hat, mich für historische Ereignisse (vor allem in England) zu begeistern und ich habe mich sehr darüber gefreut, eine gewisse Vorgeschichte zu den Helmsbys zu bekommen, aber gleichzeitig war es manchmal schwer in dieser chaotischen Epoche den Überblick zu halten. Ich hatte dadurch hin und wieder das Gefühl, dem ganzen nicht richtig folgen zu können und im Gegensatz zu anderen Büchern keine so starke persönliche Bindung zu den historischen Charakteren aufbauen zu können.