Auf dieses Buch, das kurz nach seiner Erstveröffentlichung verboten worden ist, lange ungelesen, nun neu übersetzt und neu aufgelegt worden ist, war ich ziemlich neugierig.
Alba de Céspedes (1911-1997) beschreibt darin das Leben acht junger Frauen, die 1934 im faschistischen Italien studieren.
Anna, Silvia, Emanuela, Milly, Xenia, Augusta, Vantina und Vinca - sie wohnen in Rom, im Grimaldi-Konvikt, das nach wie vor von Nonnen geführt wird, spartanische Ausstattung, zahlreiche Ge- und Verbote sowie das tägliche Licht-aus um 22 Uhr. Zunächst sind sie einander fremd, entdecken Gemeinsamkeiten und werden so etwas wie Freundinnen.
Die jungen Frauen sehnen sich nach einem Leben voller Selbstbestimmung und Freiheit, abseits der familiären Strukturen, was zu jener Zeit kaum erreichbar scheint. Trotz ähnlicher Wünsche und Träume verbirgt die eine oder andere ein streng gehütetes Geheimnis. .
Hat das Leben nach dem Studium mehr zu bieten als die drei K (Kirche, Kinder, Küche)? Oder müssen sich die Frauen den gesellschaftlichen Konventionen wieder unterordnen? Aus den Gesprächen, die sie führen geht schon hervor, dass die eine oder andere fürchtet, dass die lieb gewonnene Freiheit wieder beschnitten wird:
Wer könnte vergessen, schon einmal selbst über sich bestimmt zu haben? (S. 93)
Obwohl außerhalb der Konviktmauern der Faschismus tobt, wirken die Studentinnen auf mich davon seltsam unberührt. Okay, Vinca und Luis sprechen über die drohende Gefahr eines Bürgerkriegs in Spanien.
Nach und nach werden Geheimnisse gelüftet und die eine oder andere verlässt das Konvikt, nicht immer ganz freiwillig, so wie Emanuela, die an das Institut als eine eigene kleine Welt mit eigenen Gesetzen und Tribunalen zurückdenkt.
Einige Passsagen wirken ziemlich modern und auch ein wenig distanziert, was auch an der neuen Übersetzung durch Esther Hansen liegen könnte.
Schmunzeln musste ich, wenn die jungen Frauen den Nonnen frech entgegentreten.
Der Titel ist gut gewählt, denn 1934 weiß noch niemand, was die Zukunft bereit hält und welche Träume zerplatzen.
Nicht ganz klar ist für mich, wie viel Persönliches in diesen Roman eingeflossen ist. Die Autorin hat mit 15 (!) Jahren
einen italienischen Adeligen geheiratet. Der gemeinsame Sohn kommt zwei Jahre später zur Welt. Später wird sie als Widerstandskämpferin zwei Mal verhaftet werden.
Fazit:
Ein interessanter Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.