Das Computerspiel Erebos geht in die dritte Runde und wieder wird Nick Dunmore gegen seinen Willen in die Welt gezogen. Nun muss er eine Horde um sich versammeln, um Rätsel zu lösen und Zeichen zu entschlüsseln. Das ist gar nicht so einfach und Erebos macht klar, dass es mehr denn je um Leben und Tod geht.
Beginnen wir mit etwas Positivem und das ist das Cover, das mir im Gegensatz zu den ersten zwei Bänden sehr gut gefällt. Ziemlich schnell werden wir wieder in die Welt rund um Erebos und Nick entführt und der Schreibstil bleibt flüssig und jugengerecht, was ich nicht anders erwartet habe. Teilweise wurde zu sehr ins Detail gegangen, was man nicht gebraucht hätte, während bei actiongeladenen Szenen an Beschreibungen leider gespart wurde, aber das war okay. Hinzu kommt das Mindset, mit dem wir ins Buch gehen, das denke ich bei den meisten nicht positiv ist, schließlich kommt nach knapp 10 Jahren erst der dritte Band raus, obwohl man ihn nicht braucht. Trotzdem habe ich das Lesen tatsächlich zum großen Teil genossen und besonders für Neueinsteiger ist das Buch gelungen. Die anderen, die die Vorgänger in der Jugend gelesen haben, sind zu alt geworden und zu denen zähle ich auch mich.
Das Meiste in dem Buch ist altbekannt und besonders in den ersten Seiten geschieht nichts interessantes. Nick wird, aus welchen Gründen auch immer, wieder gezwungen, Erebos zu spielen und erst sträubt er sich, dann muss das Spiel ihm drohen, dann spielt er gezwungenermaßen und hat am Ende wider erwarten Spaß dabei. Alles ziemlich vorhersehbar, weshalb ich für knapp die erste Hälfte des Buches sehr lange gebraucht habe. Es kamen sehr wenige Kampfszenen vor und wenn waren sie ziemlich kurz, was ich schade fand. Und auch sonst macht der Protagonist immer das Gleiche, er spielt das Spiel, geht in der Welt herumfahren, manchmal aus Langeweile, andere Male wegen Missionen. Man hat keine Ahnung warum oder wieso und es kommen so viele Fragen vor, dass es langweilig wird, weil kein Fortschritt entsteht. Ich verstehe, dass die Autorin es bis zum Schluss mysteriös gestalten wollte und das mit einem Plottwist am Ende, aber kleine Häppchen brauchen die Leser zum dranbleiben und die Rätsel waren dafür unlösbar.
Die Charaktere waren so lala, denn eigentlich wird sich nur auf Nick konzentriert, der nicht heraussticht. Bis zum Ende checke ich nicht, warum sich Erebos so viel Mühe um ihn macht und es wird nur damit begründet, dass er die besten Chancen hat, das Rätsel zu lösen, was für mich ungenügend ist. Als Dunkelelf hat er irgendwie auch bei jedem Kampf Schwierigkeiten und ist nur etwas Besonderes, weil er die Erfahrungen hat und ein Anführer ist. Aber er führt uns solide durch die Story und ab und zu ist es sogar spannend, was er macht. Die anderen Charaktere kamen zu kurz und selbst über die Horden-Mitglieder erfahren wir nur das Minimum. Emily war auch nur ein Sidekick, der nach Amerika geschickt wurde, um die Story nicht zu stören. Trotzdem sind die beiden süß zusammen. Mein Liebling war mitunter Nicks Freund Victor, der schlau ist, Spaß hat und einfach immer dabei ist.
Während die Idee hinter dem ganzen Buch, dass ein Computerspiel so allwissend ist und in das ganze Leben einer Person eingreifen kann, interessant ist, war Erebos teilweise zu stark, was wieder unnatürlich war. Trotzdem gefällt mir nach wie vor die Thematik, dass man Erebos sowohl am Computer, als auch in der echten Welt spielen kann, und es war spannend und hat viel Potenzial gehabt. Das bedeutet, dass die ersten 300 Seiten unglaublich zäh waren, die letzten 100 wiederum den Spieß umgedreht haben, sodass der Lesespaß am Ende doch gegeben war.
Eigentlich geht es nur darum, dass Erebos Nick und seiner Horde und den anderen Spielern Zeichen gibt, bestehend zB. aus Augen, Zahlen oder der Erlös von Missionen, die man deuten muss, um das Finale zu erraten und eben dieses zu stoppen. Man weiß, dass eine oder mehrere Personen in Gefahr sind und versucht sie zu retten. Das kleine Problem war, dass ziemlich wenig passiert und der Spannungsbogen einfach nicht steigen will. Deshalb muss man sich zusammen mit Nick durch Clubs, Ruinen und die Arena kämpfen, um überhaupt irgendwas zu erreichen. Dafür hingegen ist das Finale sehr gut gelungen und bis zum Schluss konnte ich nicht hervorsehen, was passieren wird. Die Lösung des Rätsels war zwar weit her geholt und die Begründung dahinter und hinter dem verschwundenen Mädchen war eher schwach, aber es war lesenswert und noch einmal fesselnd, sodass ich durch die letzten Kapitel nur so geflogen bin.
Insgesamt kann ich den dritten Teil der Reihe nur an Personen weiterempfehlen, die wirklich Interesse an Computerspielen und deren Einfluss auf die Menschheit haben. Den anderen wird es vermutlich zu langweilig und ich weiß auch noch nicht, ob ich den nächsten Band (wenn es denn einen in ein paar Jahren gibt, was zumindest angedeutet wurde) lesen werde.