Das Cover so ganz ohne einen Touch von Origami, ohne Gefaltetes aus Papier, enttäuscht ein wenig. Die Szenerie entfaltet sich in dem katholischen, fiktiven Dorf namens Ballybeg. Gemäß ihren Traditionen leben Dorfbewohner dort immer noch vom Torfstechen auf eigenem Landbesitz als Lebensgrundlage. Oder sie arbeiten im staubigen Steinbruch, der durch zu häufige Sprengungen zu drastischen Schäden an deren Häusern und Gesundheit führt. Juristische Fragen zum Umweltschutz und behördlichen Erlassen werden angerissen. Den Bewohnern dieser Moorlandschaft geht es jedoch nicht nur um Erdboden, sondern auch um tief verwurzelten Stolz und Identität, um das Erbe und ihre Unabhängigkeit. Mit dem emotionalen Blick in die Sterne in der dortigen Forschungssternwarte mit dem I-LOFAR-Radioteleskop nähert sich dieser Roman dem Setting um Philippa Sheridan, kurz Pip, jetzt 32 und Jamie Murphy, selbständig im Baugewerbe. Mit 16 Jahren wird die sehr verliebte Pip von ihm schwanger. Die Idee, über Pips heimlicher Leidenschaft für Origami mit dem Papierfalten, den wirren Gedichten und dem Verstecken ihrer Basteleien ihr Inneres nach und nach zu entfalten, teils in poetischem Schreibstil, ist sehr kreativ. So wie beim Torfstechen wird eine vernarbte Schicht nach der anderen freigelegt, größenteils verursacht durch ihre Mutter. Auch die Demütigungen und Beleidigungen, der Pip durch ihre 16-jährige Tochter Bella ausgesetzt ist, sind sehr schmachvoll.
Mit der Figur des Astronomen Io kommt eine magische Komponente ins Spiel. Unterstützt durch Jamie und Ios Worte, weich wie Honig, der langsam und dickflüssig durch ihren Kopf fließt, ist Pip nicht nur bereit für ihren Showdown mit dem gewalttätigen Monster Sammy, sondern nach 16 Jahren auch zum Widerstand gegenüber ihrer oppressiven Mutter mit ihrer Taktik der Infantilisierung, voller Gaslighting und manipulativem Verhalten.
Sämtliche Charaktere sind authentisch gezeichnet in einfühlsamem, teils bildlichem, teils poetischem Schreibstil.
Die Botschaft zum Finden des Glücks kristallisiert sich überzeugend heraus. Auch das Zitat von Stephen Hawking passt gut: . »Seid neugierig. Und egal, wie schwierig euch das Leben erscheinen mag, man kann immer etwas tun und damit erfolgreich sein. Man darf nur nicht aufgeben. «