Was anfangs nach Dark Fantasy klang, hat sich im Laufe des Buches schon fast ins Horror-Genre gemausert. Düster, brutal und nicht für schwache Nerven schildert der Autor das Leben der Buchesser, die sich tatsächlich von Büchern ernähren und damit auch das enthaltene Wissen aufnehmen. Woher diese Wesen kommen, wird leider nicht so genau erklärt, aber Parallelen zu alten Vampirgeschichten sind unüberlesbar. Unter den Buchessern gibt es zudem immer wieder eine Anomalie bei den Nachkommen: Gedankenesser, die Menschen das Hirn und somit ihre Gedanken aussaugen. Bisher hat das patriarchalische Gefüge, das unter den Buchessern herrscht und in dem Frauen vor allem der Nachwuchssicherung dienen, funktioniert - wenn auch zum Leidwesen der gehandelten Frauen und Kinder. Devon jedoch rebelliert gegen ihre Familie und die alten Traditionen und flieht mit ihrem Sohn - einem Gedankenesser. Doch der Preis für Cais Wohlergehen ist hoch und Devon muss sich fragen, ob sie bereit ist diesen vollumfänglich zu zahlen.
Manche Leser:innen beklagen die Grausamkeit des Buches, die in meinen Augen aber nicht der bloßen Effekthascherei dient, sondern deutlich zeigt wie erbarmungslos das Leben dieser "Esser" verläuft. Viele Traditionen wirken mittelalterlich und überholt und bilden einen starken Kontrast zur modernen Welt, in der Devon und Cai sich bewegen. Devons Verwandlung von der abgeschotteten "Prinzessin" zur toughen Löwenmutter ist beeindruckend und erschreckend zugleich. Das Ende war mir persönlich eine Spur zu kitschig, sie wirkte ein bisschen wie ein Zugeständnis des Autors, auf das ich gerne verzichtet hätte. Fazit: eine beeindruckende Mischung aus Horror und Fantasy, aus Tradition und Moderne, die aber aufgrund der dargestellten Gewalt nicht für zart besaitete Leser:innen geeignet ist.