Charlotte Mew war eine der herausragenden, unverwechselbaren lyrischen Stimmen ihrer Zeit. Ihre Gedichte umkreisen die ersten und letzten Fragen von Liebe und Entsagung, Tod und Religion. Mew fand für ihre Themen ganz eigene lyrische Formen und faszinierte damit schon ihre Zeitgenossen.
"Mew ist sehr gut und interessant und anders als alle anderen", urteilte Virginia Woolf, "die größte lebende Dichterin." Auch Ezra Pound und Thomas Hardy begeisterten sich für Mew und erkannten ihren leidenschaftlichen Ernst. Ihre Gedichte, die oft kleine Dramen enthalten, spielen mit den Geschlechterrollen und stellen häufig Randfiguren der Gesellschaft in den Mittelpunkt. Mews Sprache ist direkt, sinnlich und musikalisch, reich an Gesten, Symbolen und einprägsamen Bildern, in denen sich genaue Beobachtung und Vision mischen. Aus ihrer Dichtung spricht eine tiefe Menschlichkeit: die Fähigkeit, sich in verschiedenste Erfahrungen und Gefühlslagen zu versetzen. Nach ihrem Tod geriet Charlotte Mew weitgehend in Vergessenheit. Dieser Band präsentiert ihre Gedichte erstmals in deutscher Übersetzung. Er lädt zur Entdeckung einer Dichterin ein, der schon längst ein Platz im literarischen Kanon gebührt.