Christoph Heins Geschichte hat seinen Ursprung in einer wahren Begebenheit. In Bad Kleinen wurde wirklich ein Terrorist getötet. Die Schuldfrage konnte nie geklärt werden. Auch der Autor gibt uns keine Antwort, sondern präsentiert ein Buch, wo es vor allem um Gefühle geht. Das Buch steht und fällt mit dem leidenden Vater und das ist auch das Problem der Geschichte, denn umso mehr dieser den Glauben an den Staat verliert umso mehr denkt man selbst, was für ein gemeiner menschenmordendes Ungetüm die BRD ist. Olivers Schwester scheint eine unsympathische Frau zu sein, die den konsumsüchtigen Sohn hin und wieder bei den Eltern abliefert und die Frechheit besitzt, den Staat zu verteidigen! Die meisten Anwälte erscheinen profitgierig zu sein und genau in dieses System zu passen. Immerhin gewinnt der arme Terroristenanwalt keine Fälle, obwohl er sich so hingebungsvoll um seine Schützlinge kümmert, die eigentlich ja nur Träumer sind, die der Staat zu Terroristen gemacht hat.
Dass der Staat nicht immer die Unschuld vom Land ist, kann man erahnen, aber statt dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Bild über die Macht des Staates und die Grenzen zu bilden. Bekommt der Leser nur die Möglichkeit sich mit dem ach so menschlichen (immerhin hatte der korrekte Herr eine Affäre) Direktor Zurek zu identifizieren und so glaubt man ihm seine Worte, wenn man sich durchkämpfen konnte, am Ende des Buches, dass der Staat böse ist. Wer es wirklich schafft, nicht in Heins Sumpf voll Staatskritik stecken zu bleiben, kann nur den Kopf schütteln und sich fragen, was der Staat dem Autor angetan hat und ob er mit dem Schreiben des Romans seinen Frieden mit diesem gefunden hat.
FAZIT: Ein schnell ermüdender Roman, dessen Intentionen recht fraglich sind. Hein befürwortet den Terrorismus nicht, aber hat es sich scheinbar zum Ziel gesetzt, die Schlechtigkeit des Staates dem Leser mit allen Mitteln klar zu machen (indem er dessen Gefühle manipuliert!). Vor allem als Schullektüre durchaus fraglich, da kritische Meinungsbildung hier nicht unbedingt gefördert wird.