Siebzehn Jahre alt ist T. , als sich sein Vater, angesehener Arzt in einer süddeutschen Kleinstadt, im Jahr 1971 das Leben nimmt. Er stirbt nicht allein, eine jüngere Geliebte ist bei ihm. Ein familiäres Trauma - und ein öffentlicher Skandal. Die Welt der alteingesessenen Familie zerfällt. Zurück bleiben zwei halbwüchsige Kinder, eine vierzigjährige Witwe und die alte Mutter, die das Grab pflegt und zu trinken beginnt.
Es dauert viele Jahrzehnte, bis T. sich den Tatsachen stellt und vom Suizid seines Vaters erzählt, davon, wie es dazu kam, wie es danach weiterging - ein eindringlicher Bericht, der um existenzielle Fragen kreist: Was ist Heimat, was Familie? Was bestimmt ein Leben? Was trennt Freiheit von Verantwortungslosigkeit, welche Rolle spielt Gesellschaft in der Provinz? Mit dem persönlichen Schicksal wird wie nebenbei deutsche Mentalitätsgeschichte der letzten fünfzig Jahre sichtbar: Berührend und kraftvoll erzählt Thomas Medicus von einer Kindheit und Jugend in den 1950er- und 1960er-Jahren und der Zeit danach, von einem lebensprägenden Trauma. Ein tiefer Blick in den deutschen Seelenspiegel - und eine aufwühlende, persönliche Geschichte.