Tiefe

Mit selten zuvor bei ihm gelesener Ironie beschreibt Mankell in seinem Roman eine Liebe auf den ersten Blick. Da ist der Vermesser zur See, der es gewohnt ist, jede Menge Entfernung zwischen sich und seine Mitmenschen zu legen, der sich in der unendlichen Weite wohl fühlt, auch wenn mancher Auftrag nicht nach seinem Geschmack ist, aber er funktioniert. Und das hört schlagartig mit dem Tag auf, als Tobiasson-Svartman auf Sara Frederika trifft. Es dauert eine Weile, bis er sich das alles eingesteht, er spürt nur, dass er nicht mehr so einfach loskommt. Und obwohl eine solche Geschichte in allen Varianten bereits erzählt zu sein scheint, gelingt es Mankell sie mit so viel melancholischer Einsamkeit und Hoffnung auf Erlösung durch einen liebenden Menschen zu füllen, dass man dem Roman gerne bis ans Ende folgt. Zumal Tobiasson-Svartman mit Fortschreiten der Geschichte immer mehr von seiner dunklen Seite entblättert, die einzig und allein darin besteht, das Glück nur für sich selbst zu beanspruchen. Durch allem weht ein Wind, der einen Winter ankündigt, dessen Eis im Frühjahr nie ganz geschmolzen ist. Es mag zu Wasser werden, aber es bedarf nur fallender Temperaturen, um die Kälte zurückzubringen.

Noch nie hat mich ein Buch von Henning Mankell so enttäuscht. Man wartet mit jeder Seite darauf, dass einem sich endlich offenbahrt, was das alles bedeuten soll. Vielleicht bin ich zu sehr auf die Krimis von Mankell fixiert, doch mit diesem Buch konnte ich so gar nichts anfangen. Ich habe es nur zuende gelesen,weil ich hoffte da kommt noch etwas. Ich bin bisher nur einmal so "hereingelegt" worden mit meiner Erwartungshaltung: Das war in der 9. Klasse im Theater bei: Warten auf Godot. Auch da wartete ich bis zum Schluss ... und er kam nicht!