Sie ist so klein, kleiner als ihr Zwillingsbruder, seht doch nur, wie sie schläft. Ihre dunklen Haare, genau wie bei Paul. Und ihre Haut... ganz rosig, so zart und weich wie Samt, bedeckt mit feinsten Härchen. Ihre kleine Stupsnase, die kleinen Finger, noch winzigere Fingernägel, ganz weich, die dunklen Augen, wie Mandeln geformt. Ja genau... mandelförmig...denn Phoebe hat das Down-Syndrom.
Und darum gibt ihr Vater, Dr. David Henry, sie gleich nach der Geburt weg. Sie soll von der Krankenschwester Caroline in ein Heim gebracht werden. Seiner Frau erzählt er später, die Kleine sei gestorben. Doch Caroline bringt es nicht übers Herz, dieses kleine, zarte Wesen einfach abzugeben. Und so nimmt sie sie bei sich auf, zieht sie groß, liebt sie über alles, kämpft um Gerechtigkeit...und niemand erfährt von ihrem Geheimnis.
Phoebes Zwillingsbruder Paul weiß von alldem nichts, ebenso Norah, die Mutter. Er wächst auf in einer geborgenen Umgebung, hat alles, muß nicht kämpfen, wird behütet. Nur David hat manchmal Briefkontakt zu Caroline. Um sein Geheimnis für sich erträglich zu machen, fotografiert er, hält Augenblicke und Momente fest, für den Moment, in dem er versagt hat. Doch mit der Zeit zerbricht die Ehe, und David nimmt sein Geheimnis mit..
Diese Geschichte spielt in den 60er Jahren in den USA, und geht bis in die End-80er. Das Leben von Paul und Phoebe wird parallel geschildert, es läßt sich angenehm lesen, wie ich finde, ist mit viel Gefühl und Emotionen geschrieben, ohne kitschig zu wirken. Immer auf der Augenblick wartend, wann das Geheimnis gelüftet wird, mußte ich weiter lesen, konnte es nur widerwillig beiseite legen. Es ist auf jeden Fall lesenswert.
Die Autorin Kim Edwards, einst Leherin in Kambodscha, lebt in Lexington, Kentucky, und schrieb dieses Buch, nachdem sie in ihrer Gemeinde von einer ähnlichen Geschichte erfuhr.