Das Thema "Trauer" hat seinen Markt, der größer wird. Die Zahl der Publikationen nimmt zu, der Interessierte hat die Qual der Wahl. Was darf er von Jochen Jülicher erwarten?
Eine kurze, aber keineswegs zu kurze oder verkürzte Darstellung alles dessen, was zu bedenken ist, wenn er eigene Trauer zu verarbeiten hat, mit Trauernden zu tun bekommt oder sich ohne Anlass darüber informieren will, was ein Trauernder durchmacht und zu leisten hat.
Die Sprache ist frisch und klar und kann gut aufgenommen werden. Der Stoff wird sinnvoll geordnet dargeboten. Was der Autor zu sagen hat, klingt fundiert, weil es auf reicher Erfahrung beruht; es wird sinnvoll argumentiert und eingängig formuliert.
Nirgends wird der Ton bevormundend oder besserwisserisch. Der Autor weiß nur zu gut, wie leicht aus Ratschlägen "Schläge" werden. Das hindert ihn nicht, stets dann, wenn es ihn seine Praxiserfahrung lehrt oder er es zum Vorteil für Trauernde für geraten hält, eindeutig Position zu beziehen. Gegen den zunehmenden Trend bzw. überkommene Praxis plädiert er dafür, sich den Leichnam vor der Bestattung anzusehen, es sei denn, dass Entstellungen zu massiv sind, und rät zu Trauerfeiern und zur Kaffeetafel nach der Beisetzung.
Jülicher ist souverän genug, nicht einmal die Banalität als Stilmittel zu scheuen. So redet er für die Zeit der Trauer der Beschätigung in Form von Arbeit das Wort: "So entstehen Fixpunkte im Tagesrhythmus und Schutzräume, in denen man nicht andauernd von seinen Gefühlen überrannt wird." (S.33). So kommt er auch auf den Hund zu sprechen: "Man "muß", wenn er "muß.""
Damit räumt er auf mit der Gewohnheit von Vorgesetzten, Betroffene zu bewegen, sich krank schreiben zu lassen. Vermutlich befreien sie sich dadurch selbst mehr von einem Problem als den Trauernden. Eine Führungskraft übrigens, deren Anspruch es ist, über hinreichend soziale Kompetenz zu verfügen, wird sich die Lektüre dieser gut einhundert Seiten abverlangen.
Denn sie bieten in der Tat, was der Autor bieten will: "ein praktisches Begleitbuch und "Vademecum" für Trauernde und Menschen in ihrem Umfeld. (S. 8) Als solches begleitet es wie ein guter Freund durch Zeiten der Trauer, über die zu wissen wichtig ist: "Die Trauerperiode ist eine ungewollt hereinbrechende, aber darum nicht minder entscheidende Lebensphase, in der die Weichen für die Zukunft neu gestellt werden." (S. 34)