Wer in den Himmel schaut, hofft aufs Glück, auf Hilfe, auf Ratschläge, nicht selten auf Erlösung. Das ist in Harry Mulischs Opus Magnum nicht anders. Zumal wenn Engel sich um einen bemühen, im Himmel über die Menschheit da unten diskutiert wird. Die Handlung dreht sich um eine Männerfreundschaft zwischen zwei Wissenschaftlern und zeichnet das Leben in den Niederlanden von den Sechzigern bis in die Neunziger Jahre nach. Wo die Wissenschaft danach drängt, durch ihre Erkenntnisse die Nichtexistenz Gottes zu beweisen, zementiert die Religion seine Gegenwart durch die Zehn Gebote. Mulisch zieht aus diesem Spannungsverhältnis eine amüsante und lehrreiche Geschichte, deren Versöhnung durch den Einschlag eines Meteoriten verhindert wird. Die Liebe zu einer Frau verbindet Max Delius und Onno Quist über all ihr Philosophieren, Studieren, Debattieren hinweg. Dass ein Dreiecksverhältnis nicht dazu angetan ist, einem das Leben zu erleichtern, liegt auf der Hand. Es bleibt ein Mysterium, umso mehr je mehr man über sich entdeckt. Dass die Zehn Gebote dabei am Ende von der Müllabfuhr entsorgt werden, beschreibt einen weiteren Höhepunkt in Mulischs Kosmos. Der Mensch soll sich nicht zu ernst nehmen. Er nimmt sich auch so schon wichtig genug. Ein wunderbarer, wissensreicher Schmöker und glänzende Literatur hinzu.