Die Gesamt-Analyse der nordischen Dietrich-Sage von Wim Rass umfaßt zwei
Bände. In diesem ersten Band nimmt die Analyse der Zeitstruktur der Sage
einen hervorragenden Platz ein. Erstmals seit der ersten Veröffentlichung
der nordischen Dietrich-Sage in Deutscher Sprache (1815) gelingt es hier,
das verwirrende und widersprüchliche Zeitgeflecht zu entwirren und nachzuweisen,
daß an einigen wenigen Stellen diese Zeitstruktur verfälscht worden ist.
Durch den Nachweis, daß diese Verfälschung bereits in das Ältere Hildebrandslied
(um 800) eingegangen ist, ergibt sich ein neuer zeitlich-historischer Fixpunkt
für einen wichtigen Teil des Sagengeschehens. Durch eine scharfsinnige
Textanalyse des Hildebrand-Stoffes in der Sage kann der Autor zudem zeigen,
daß die vorherige Verwandtschaft zwischen Dietrich und Hildebrand dezidiert
getilgt wurde. Durch einen Vergleich der Hildebrand-Figur mit der Vita
Karls des Großen ergibt sich eine Fülle von Belegen, die die Vermutung
nähren, daß die gefundene Sagen-Manipulation von Karl vorgenommen wurde,
weil die Sage Karls eingeschränkte Erbfolgerechte offenbarte.