Der Berliner Kommissar Nils Trojan ermittelt mit seinen Kollegen in einer Serie bestialischer Frauenmorde, in denen die Opfer brutal gefoltert und obszön drapiert wurden.
Der Schreibstil ist sauber, die Dialoge plätschern meist so dahin. Die Charaktere sind eher oberflächlich. Die örtlichen Beschreibungen sind, bis auf die Tatorte, ebenfalls nichtssagend. Ich halte es nicht für ausreichend, wenn die Straßennamen oder U-Bahnstationen von Berlin genannt werden. Ich wollte keinen Routenplaner lesen, sondern einen Psychothriller. Die Tatorte und die brutal zugerichteten Opfer werden allerdings sehr blut- und kraftvoll beschrieben. Das Buch ist in Teile und Kapitel unterteilt. Mir hätte es gefallen, wenn die Kapitel nicht nur mit der Nummer bezeichnet werden, sondern auch eine zeitliche Orientierung beinhalteten. Dies erfährt man nur im Textfluss.
Zusammenfassend kann ich sagen, das Buch liest sich so weg. Man sollte allerdings bei der Tat- und Opferbeschreibung nicht zu sensibel sein. Atemlose Spannung kommt erst am Ende auf. Das ist dann aber auch gut gelungen. Ich wünschte mir eine eingängigere Milieuzeichnung, tiefgängigere Charaktere und eine intensivere Beschäftigung mit dem Täter. Dafür darf dann weg bleiben, dass an den Getränken, genippt, geschlürft und am Essen genagt oder gekaut wurde. Wozu? Leider konnte man nicht "Mitermitteln", da im Roman kaum Verdächtige angeboten wurden. Bei dem einzigen Verdächtigen und vernommenen Täter ist einem als erfahrener Krimileser gleich klar, der ist es nicht. Somit war der Täter auch keine Überraschung, da er ja auch erst bei der Aufklärung präsentiert wurde und bis dahin nur mal kurze nichtssagende Erwähnung fand. Zur Aufklärung des Falls trugen "Kommissar Zufall und Intuition" bei. Unklar blieb auch, warum es sich bei den Vögeln immer um Dompfaffen handeln musste. Vielleicht wegen des Liedes "Der Dompfaff hat uns getraut" aus der Operette der "Zigeunerbaron" von Johann Strauss? Im Übrigen halte ich die Zeitspanne zur Tatvorbereitungen des Serienkillers für sehr aufwendig und konstruiert.
Noch eine Bemerkung zur Genrezuordnung, die ich nicht dem Autor anlasten will. Ich habe dieses Buch gelesen, weil es ein PSYCHOTHRILLER sein soll. Die lese ich nämlich ausgesprochen gerne. Unter einem Psychothriller verstehe ich aber etwas anders. Da geht es um Intrige, Manipulation und Täuschung. Da werden Beteiligte durch Heimtücke und Drohungen zu Handlungen gezwungen bzw. Irregeleitet. Da findet ein Teil des Geschehens im Kopf des Täters statt. Da gibt es immer wieder Wendungen. Aber nur weil der Kommissar wegen seiner Panikattacken eine Psychotherapeutin aufsucht oder ein Psychopath in Serie mordet, ist das noch kein Psychothriller. Ein Serienmörder ist entweder ein Auftragskiller oder ein Psychopath, denn ein "normaler" Mensch tötet nicht grund- oder wahllos. Psychopathen sind aber nicht Unbedingt gleichbedeutend mit Psychothriller. Dieses Buch ist für mein Verständnis ein Kriminalroman aber kein Thriller und schon gar nicht ein Psychothriller.