Dr. Schmidt schildert eindrucksvoll mit klangfarbigen Worten und großer Offenheit seine Lebensgeschichte. Oft fühlt er sich wie ein Alien, der die soziale Interaktion seiner Umwelt nicht nachvollziehen kann, sei es in der Schule bei Cliquenbildungen oder auch im Sportverein, in dem es - für ihn unverständlich- weniger um den Sport an sich, sondern eher um für ihn wenig nachvollziehbare Gruppenerlebnisse geht. Aus der Mimik seiner Mitmenschen erkennt er nicht ihre Gefühle, aber bis zu seinem 41. Lebensjahr ist ihm völlig unklar, woran das liegt. Tapfer verfolgt er seine Lebenspläne: seine akademische Laufbahn, das Reisen und -für ihn immens wichtig und doch fast unmöglich zu erreichen - eine richtige Familie mit Frau und Kindern. Akribisch sucht er nach der Richtigen , die Ehe soll ein ganzes Leben halten. Er erstellt Checklisten und Tests. Beim Trutschentest ist Juwelierresistenz gefragt, beim Konditionstest - Dauertanzen oder Radfahren - darf sie nicht schlappmachen, Flugtest und Tropentauglichkeitstest sind zur Erkundung der Welt unerlässlich.
Smalltalk und Balzverhalten sind ihm unverständlich, zum Glück erteilt ihm seine ostpreußische Zimmerwirtin Flirtkunde . Er analysiert Liebesfilme, um den großen Gefühlen und vor allem ihrer Erkennbarkeit auf die Spur zu kommen. Es gelingt ihm, die Frau fürs Leben zu finden und mit ihr eine Familie zu gründen. Seine Frau akzeptiert ihn so, wie er ist, mit seinen Merkwürdigkeiten und Fehlern - die hat jeder. Durch Zufall sieht er im Fernsehen einen Bericht über einen Asperger-Autisten und erkennt sich darin wieder. Zunächst stürzt ihn diese Erkenntnis in Verzweiflung. In seiner gründlichen Art lässt er die Diagnose bestätigen und setzt sich damit auseinander.
Ich habe das Buch mit großem Respekt, Freude, Schmunzeln, Spaß und Betroffenheit gelesen und empfehle es allen, die die Anderen anders sein lassen können.