... auf ein Thema, das wohl nie an Kontroversenpotential verlieren wird. Es hat mich sehr beeindruckt, daß der Autor es schafft immer fair zu bleiben. Er spricht nie vom "bösen Untreuen" oder dem "armen Opfer", sondern sieht die Beziehung als Ganzes. Und damit ist er mit Sicherheit näher am "Kern des Problems" als so manches andere Buch, daß einem Tipps für den perfekten Seitensprung verspricht oder allerlei Kriterien für das Erkennen des untreuen Ehemanns bietet. Treue ergibt sich automatisch aus einer funktionierenden Beziehung, so die Ansicht des Autors. Die Untreue sei -- seiner Meinung nach -- ein Weg aus der Sackgasse in der die Beziehung steckt. (Was mit ein wenig Voraussicht gar nicht nötig wird, wenn man nämlich gar nicht erst in die Sackgasse abbiegt....)
Betroffene sollten sich bewußt sein, daß dies weder ein Buch der Marke "Och, Du Arme! Hat er Dich betrogen? Der Wicht!" noch "Pah! Kümmer Dich nicht um die Niete! Hauptsache Du hast gelebt!" ist. Der Autor beleuchtet anhand von drei Beispielen die komplette Beziehung (mitsamt "skrupellosem" Dritten). Dabei kann es für den "Treuen" durchaus ein Schock sein, wenn er erfahren muß, daß er doch nicht so "unschuldig" ist, wie er sich möglicherweise sieht. Denn zu einer Beziehung gehören immer zwei. Mit Hilfe der Beispiel-Paare zeigt der Autor die Verbindungen zu den Persönlichkeiten der Beteiligten auf. Inwiefern man jetzt der Psychologie glauben schenken will, sei dahin gestellt, aber ich konnte mich durchaus wiedererkennen, was mir doch zu denken gab. Das Buch bietet keine "Heißes Wasser dazu, 5 Minuten ziehen lassen"-Lösungen, stößt aber durchaus zur Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen an und bietet somit Hilfe zur Selbsthilfe.
Mein Fazit: Ein durchaus lesenswertes Buch. Wenn man selbst gerade im emotionalen Dreiecks-Wirbelsturm feststeckt, sollte man mit einem kühlen Kopf an die Materie gehen, sonst wird man nicht viel von dem Buch haben. Wenn man sich (wie ich) einfach nur so für das Thema interessiert, ist es auf jeden Fall empfehlenswert, weil es sich wohltuend über die Oberflächlichkeit anderer Bücher zu diesem Thema abhebt.
Bei einem vereiterten Zahn, lassen die Schmerzen nach der Einnahme einer Schmerztablette nach. Allerdings kommen sie mit doppelter Stärke zurück, wenn die Wirkung nachläßt. Wieso also nicht zum Zahnarzt gehen und die Ursache behandeln lassen, nicht nur das Symptom?