Im Dammkar sterben zwei junge Talente des Mittenwalder Skiclubs durch eine Lawine. Max Raintaler, Ex-Kommissar, ermittelt, da er und sein Freund Josef Stirner hautnah dabei sind und selbst knapp am Tod vorbeischrammen. Einige Indizien sprechen gegen eine natürlich ausgelöste Lawine.
Es bleibt nicht bei diesen Fällen, der Autor spinnt die Geschichte mit allerlei kriminellen, touristischen und privaten Zutaten munter weiter.
Handlung und Stil werden am besten mit flott und turbulent gekennzeichnet. Deshalb las ich die dreihundert Seiten in zwei Sitzungen. Michael Gerwien versteht das schriftstellerische Handwerk: viele Kapitel enden mit einem Cliffhanger. Zu oft stellen sie sich jedoch als harmlos heraus.
Der zweite grosse Pluspunkt von Alpentod ist die grossenteils authentische Charakterisierung von Personen und Landschaft. Man merkt (ich habe selbst etliche Jugendjahre in Mittenwald verbracht) dass Michael Gerwien selbst dort aufgewachsen ist. Das vermisst man bei vielen auf der Regionalkrimi-Welle mitreitenden Autoren.
Die Personen scheinen manchmal etwas überzeichnet und zu klischeehaftig. Eine Bedienung, die sofort zwei Obstler ausgibt (S. 254) und dann sich selbst (S. 259) ist reines Wunschdenken.
Die Auflösung des Mordes an Sylvie Maurer schien mir zu beliebig.
Ein weiterer Schwachpunkt dieses Krimis sind die unnötigen Längen.
Zahlreiche Binnengeschichten, wie vom Dolomitenurlaub (S. 138), über einen Schnürsenkel (! S. 235) tragen nichts zur Handlung und wenig zur Charakterisierung der Personen bei. Das gesamte Kapitel 22 (Frühstück in einer Mittenwalder Wohnung, S. 234-238) ist überflüssig. Man versäumt nichts, wenn man es überspringt.
Für eine kurzweilige schnelle Lektüre kann man Alpentod durchaus empfehlen.
Gerade noch 4 von 5 Sternen.